Die Obdachlosen-Uni in Berlin ist eine mobile Bildungseinrichtung von und für Obdachlose. Im März 2015 haben die Yogalehrerinnen Janine Schneider und Dania Schumann dort einen Yogakurs ins Leben gerufen, den sie ehrenamtlich unterrichten
Dania Schumann und Janine Schneider haben sich beim Basketballspielen kennengelernt. „Wir haben gleich viele Parallelen zwischen uns festgestellt“, erzählt Janine. „Es gibt da eine Seelenverwandtschaft.“ Drei Jahre ist das her. Seither haben die beiden 29-jährigen ihre gemeinsame Leidenschaft für Yoga vertieft und zusammen eine Yogalehrer-Ausbildung in Indien absolviert. Auf der Suche nach einem Praktikum kam ihnen die Idee, Yogakurse an der Obdachlosen-Uni anzubieten. „Wir wollten unser Praktikum in einer sozialen Einrichtung mit einem nachhaltigen Fokus machen“, sagt Dania Schumann. „Von der Obdachlosen-Uni haben wir durch die Obdachlosenzeitung „motz“ erfahren und waren direkt begeistert.“
Unterstützung und Wertschätzung
Die Yogakurse von Dania und Janine, die als Pilotprojekt im März 2015 gestartet sind, finden im „Brückeladen“ in Berlin-Treptow statt, in dem auch Programme der Obdachlosen-Uni laufen. Der Kontakt- und Beschäftigungsladen ist ein Treffpunkt für arbeitslose, suchtkranke und wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Er gehört der GEBEWO – Soziale Dienste gGmbH – Berlin an, die 1994 gegründet wurde, um Menschen in besonderen Notlagen zu helfen. Neben Yoga werden hier viele andere Kurse angeboten: Laufgruppen, Isometrisches Krafttraining, Philosophiekurse oder Theatergruppen. Die Obdachlosen-Uni ist eine mobile Bildungseinrichtung von und für Wohnungslose sowie Menschen mit Armutserfahrungen und deren Sympathisanten. Von Mai bis November 2011 fand eine Befragung unter Berliner Wohnungslosen statt, mit der man herausfinden wollte, welche Interessen sie haben und was sie gerne vermitteln würden. Die Kurse haben nun das Ziel, obdachlosen Menschen eine neue Perspektive und ein Gefühl des Gebrauchtwerdens zu geben, indem sie als Dozenten auch selbst ihr Wissen weitergeben können.
Bei einem großen Frühstück im Brückeladen haben Janine Schneider und Dania Schumann ihre Idee vorgestellt und erzählt, was Yoga ist. „Wir wussten nicht genau, wer da sitzt. Das war auch für uns spannend“, berichtet Dania Schumann. „Es war eine gemischte Truppe unterschiedlicher Altersklassen, und viele haben sofort den Bezug gefunden.“ Heute sind im Yogakurs vorwiegend Menschen aus sozialen Wohnprojekten oder Personen, die eine Anlaufstelle brauchen, weil sie gerade in einer schwierigen Lebenssituation sind. Nach Abschluss ihrer Yogalehrer-Ausbildung haben Dania Schumann und Janine Schneider entschieden, dass sie den Unterricht ehrenamtlich weiterführen […]