Wenn ein spiritueller Lehrer dich auch noch so durch Status oder bestimmte Techniken beeindruckt, so sollte ein gewisses Maß an Achtung immer bestehen bleiben. Worauf du bei der Auswahl eines Lehrers achten solltest, erfährst du hier.
Auch ein berühmter Lehrer oder Guru kann das Vertrauen seiner Schüler missbrauchen, wie leider Vorfälle aus der spirituellen Szene belegen. Mich machen solche Fälle immer sehr betroffen. Ich möchte dich daran erinnern, dass du dir auf deinem eigenen spirituellen Weg selbst mehr vertrauen solltest! Gerne möchte ich dir folgende Tipps bei der Auswahl eines Lehrers oder einer Lehrerin geben:
1. Vertraue deinem gesunden Menschenverstand und deinem Bauchgefühl
Eigentlich wissen wir doch im tiefsten Inneren selbst, wer oder was uns guttut, oder? Ich lade die Menschen, die mich um Rat nach einem empfehlenswerten Lehrer fragen, immer ein, sich viel mehr auf sich selbst zu verlassen und nicht nur danach zu gehen, wie viele Menschen einen Lehrer bewundern. Ich bitte sie, sich folgende Frage zu stellen: „Was sagt dein Gefühl dir im allerersten Moment, in dem du einem Lehrer begegnest, ein Video von ihm siehst oder ein Buch von ihm liest?“ Manchmal ist da eine Stimme, die sofort sagt: „Nein! Das, was sie oder er sagt oder vertritt, resoniert nicht mit meinem Herzen.“ Vollkommen zu diesem Nein zu stehen ist natürlich besonders dann schwer, wenn unser Umfeld oder die Medien einen solchen Menschen glorifizieren oder auf ein Podest stellen. Dieser Mensch kann für andere genau der richtige Lehrer sein, aber wenn deine innerste Stimme nicht in Resonanz geht, dann kannst du ihr vertrauen.
2. Achte darauf, was ein Lehrer sagt oder tut
Gewaltfreiheit – Ahimsa – ist in meinen Augen die wichtigste Eigenschaft, die ein spiritueller Lehrer besitzen sollte. „Wenn ein Weg kein Herz hat, dann ist es kein guter Weg“, sagt Jack Kornfield, und ich kann diese Aussage zu 100% unterschreiben. Wenn ein Lehrer seine Schüler schlägt, kann dies kein guter Weg sein. Seine Schüler zu schlagen wird gerne unter dem Deckmäntelchen der „Verrückten Weisheit“ verkauft. Damit ist gemeint, dass sich ein Lehrer alles Mögliche und Unmögliche einfallen lässt, um das Ego des Schülers zu brechen. In meinen Augen ist dieser Weg nur sehr, sehr wenigen Menschen vorbehalten – und nicht mehr für die heutige Zeit bestimmt. Das Ego eines Schülers durch Gewalt und Schläge zu brechen, kann in der heutigen Zeit in meinen Augen kein guter Weg sein.
Besonders anfällig für eine gewaltvolle Lehrer-Schüler-Beziehung sind solche Menschen, die bereits in ihrer Kindheit viel Gewalt erlebt haben. Da wir uns im Verlauf unseres Lebens unbewusst immer wieder Systeme aussuchen, die uns vertraut sind, kann es passieren, dass wir in einem gewaltvollen spirituellen System landen und fälschlicherweise glauben, dass es uns hilft.
Auch Gewaltfreiheit in Gedanken und Worten sollte bei der Auswahl eines Lehrers bedacht werden. Es gibt spirituelle Lehrer, die bei ihren Vorträgen oder Seminaren die Tendenz haben, andere Traditionen oder Lehrer schlecht zu machen oder über sie zu hetzen. Auch hier solltest du darauf achten, wie der Lehrer unterwegs ist.
3. Überprüfe die Lehre immer und immer wieder
Buddha hat seine Schüler immer wieder aufgefordert, seine Lehren zu überprüfen! Das Gleiche gilt auch für dich. Auch wenn ein Lehrer dir gut gefällt und dein Bauchgefühl „Ja“ zu ihm gesagt hat, so solltest du nicht alles ungeprüft annehmen und für bare Münze halten. Es kann gut sein, dass Teile einer Praxis gut für deinen Körper und deinen Geist sind, bestimmte Praktiken aber nicht zu dir passen. Im Yoga heißt es, man soll Yoga an den Menschen anpassen – und nicht den Menschen an Yoga. Das Gleiche gilt in meinen Augen für jede andere spirituelle Technik und Tradition. Trau dich also auch ruhig mal, „Nein“ zu sagen, wenn du merkst, dass dir etwas nicht bekommt, dich überfordert oder deine körperliche und/oder geistige Kapazität übersteigt.
4. Sei dir selbst ein Licht
Auch diesen Rat hat Buddha seinen Schülern immer wieder gegeben: Sei dir selbst ein Licht! Du selbst bist in deinem Wesen ein Buddha, ein göttliches Wesen! Mach dir dies immer wieder bewusst. Glaube an dich! Wir haben die Tendenz, unser eigenes inneres Licht unter den Teppich zu kehren. Besonders dann, wenn wir nicht ganz so charismatisch sind, wie manche Menschen, die sich vielleicht besonders gut ausdrücken können, besonders beweglich sind oder besonders gut aussehen. Aber letztendlich ist jeder von uns ein Buddha. Auch du! Vertraue dir! Sich selbst zu vertrauen bedeutet natürlich auch, mehr Selbstverantwortung für das eigene Denken und Handeln zu übernehmen. Sei mutig! Glaube an dich und das Licht in dir!
Wenn du diese Tipps bei der Auswahl eines Lehrers beherzigst, dann wirst du auf deinem spirituellen Weg ein gutes Stück weiterkommen. Manchmal begleitet uns ein Lehrer auch nur für eine kurze Zeit auf unserem Weg. Und manchmal ist ein Lehrer uns selbst auch nur ein paar Schritte voraus. Aber denke immer daran: Wichtig ist, dass der Weg ein Herz hat, denn wenn er keins hat, ist es kein guter Weg.