Teil 1: Gehen dir die Wetterschwankungen auf die Nerven? Stört dich der Nachbar? Findest du die Umweltpolitik gerade mal wieder schrecklich? Unser Tipp: Lach mal wieder! Hier erfährst du, warum es sich lohnt, so viel wie möglich zu lachen.
Als ich vor vielen Jahren einen dreimonatigen Sprachkurs in Cambridge, England gemacht habe, war in meiner Klasse eine Japanerin. Mit Kim, so hieß die Frau, habe ich oftmals Tränen gelacht, ohne dass wir auch nur ein einziges Wort gewechselt hatten. Diese Erfahrung war damals für mich der lebendige Beweis dafür, dass Humor keine Grenzen kennt, keine Sprache braucht und auch nicht zwischen Bildung, Hautfarbe, Augenform und Religion unterscheidet! Lachen tut einfach gut. Ich selbst liebe es, zu lachen. Und wenn ich mal so richtig schlecht drauf bin, dann schaue ich mir auf YouTube besonders gerne Videos an, auf denen Menschen zu sehen sind, die plötzlich loslachen und sich nicht mehr einkriegen. Oder ich mache eine Übung aus dem Lachyoga. Aber dazu später mehr.
Das Lachen guttut, hast du bestimmt selbst schon einmal am eigenen Leib erfahren. Dass es gut für die eigene Gesundheit ist, hast du vielleicht auch schon intuitiv gespürt. Mittlerweile ist die positive und heilende Wirkung des Lachens sogar von der sogenannten Gelotologie bestätigt. Das ist ein wissenschaftlicher Zweig, der sich mit der körperlichen und psychischen Auswirkung des Lachens beschäftigt. Begründet wurde die Gelotologie von William F. Fry, einem amerikanischen Psychiater, der den Begriff prägte. Es dauerte allerdings ein paar Jahre, bis das Lachen dann auch therapeutisch in der Humor- oder Lachtherapie eingesetzt wurde. Neben Fry ist übrigens auch Paul Ekman als Gelotologe bekannt, dessen Steckenpferd die Emotionen und deren Auswirkungen auf unser Wohlbefinden sind.
Das Lachen wieder neu erlernen
Obwohl das Lachen die Laune steigert und die Gesundheit fördert, haben viele Menschen verlernt, so richtig aus ganzem Herzen zu lachen. Das ist eigentlich erstaunlich, weil es uns hier in Europa heute so gut geht! Einer Studie zufolge, wird heute durchschnittlich nur noch sechs Minuten am Tag gelacht, in den 50er Jahren hingegen lachte man ganze 18 Minuten. Bei Kindern ist es zum Glück anders: Sie lachen noch bis zu 400 Mal täglich.
Scheinbar hat sich auch der Humor in den letzten Jahren geändert. Witze und Situationen, über die man vor 30 Jahren noch herzhaft lachen konnte, rufen bei den meisten Menschen kaum noch ein müdes Lächeln hervor. Hinzu kommt, dass sich viele so gestresst und überfordert fühlen, dass sie kaum noch die Zeit finden, sich zu entspannen – geschweige denn zu lachen. Stattdessen sind stressbedingte Symptome wie Angst und Panik sowie Depressionen auf dem Vormarsch.
Lachen & Yoga
Auch beim Yoga darf gelacht werden. Und zwar besonders gerne und intensiv beim sogenannten Lachyoga. Dieser Stil wurde von dem indischen Arzt Dr. Madan Kataria entwickelt, dem die Welt einfach zu traurig wurde. Er entwickelte Lachyoga als eigenständige Methode und ist der Auslöser dafür, dass es heute weltweit tausende von Lachvereinigungen gibt. Auch Deutschland wurde vom Lachyoga infiziert und hierzulande gibt es mittlerweile zahlreiche Lachschulen, die nach Katarias Methode arbeiten. Darüber hinaus gab dies auch den Anstoß dafür, dass das Lachen als therapeutische Maßnahme immer mehr Beachtung gewinnt.
Die Wirkung des Lachens auf den Körper
Dass die Wissenschaft damit begonnen hat, sich intensiv mit der Auswirkung des Lachens auf den Körper zu beschäftigen, ist Norman Cousins zu verdanken. Der Wissenschaftsjournalist erkrankte 1964 an einer schweren Wirbelsäulenerkrankung. Cousins entschloss sich damals, wenigstens fröhlich zu sterben, verließ das Krankenhaus und quartierte sich in ein Hotelzimmer ein mit der Absicht, dort so viel wie möglich zu lachen. Denn wenn negative Empfindungen negative chemische Veränderungen hervorrufen können, müssen doch umgekehrt positive Empfindungen auch positive Auswirkungen haben, dachte er sich. Er fragte sich: Ist es möglich, dass Liebe, Hoffnung, Glaube, Lachen, Vertrauen und der Wunsch, zu leben, von therapeutischem Wert sind? Oder gibt es nur chemische Reaktionen, wenn es einem Menschen schlechter geht? Cousins begann das Experiment und lachte, was das Zeug hält. Bald schon stellte er fest, dass zehn Minuten herzerfrischendes Lachen ihn für drei Stunden schmerzfrei machten. Er war so begeistert, dass er seine Lachpraxis vertiefte – und sich schließlich gesund lachte.
Die erste Reaktion der Schulmedizin war natürlich prompte Ablehnung. Aber ein paar Mediziner waren so beeindruckt, dass sie Forschungen unternahmen, Menschen ins Labor holten und ihre Blutwerte vor, während und nach dem Lachen untersuchten. Dabei erhielten sie erstaunliche Ergebnisse: Die Abwehrkräfte der Probanden wurden gestärkt und deren Stimmung verbesserte sich. Lachen wirkt sich positiv auf unser ganzes Sein aus. Dabei ist es egal, worüber wir lachen. Ob aus ganzem Herzen, spontan oder künstlich: Durch Lachen wird das Immunsystem stimuliert und wir tun unserem Organismus etwas Gutes. Wissenschaftlich bestätigt ist mittlerweile, dass ausgiebiges Lachen
- die Produktion der Stresshormone Cortisol und Adrenalin reduzieren kann,
- die Immunabwehr stimuliert,
- Endorphine (körpereigenes Morphin) freisetzt,
- die Ausscheidung von Cholesterin fördert,
- einem Infarkt bei Herzinfarktkandidaten vorbeugen kann,
- die Produktion körpereigener Botenstoffe aktiviert,
- auch bei Allergien hilft (japanische Forschung).
Selbst 24 Stunden nach intensivem Lachen ist die positive Wirkung auf das Immunsystem noch nachzuweisen.
Es braucht also wenig, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Ein herzliches Lachen alleine reicht schon! Und du, wann hast du das letzte Mal so richtig gelacht? Wie du das Lachen erlernen kannst, erfährst du im 2. Teil des Artikels. Dort verbinden wir das Lachen mit Yoga und du bekommst ein paar sehr einfache, aber wirkungsvolle Lachyogaübungen an die Hand.