A.G. und Indra Mohan gehören zu den wenigen noch lebenden Personen, die viele Jahre von Sri T. Krishnamacharya, dem „Vater des modernen Yoga“, persönlich unterrichtet wurden. Im Rahmen eines Workshops in Graz hatten wir die besondere Gelegenheit, den beiden einige Fragen zu stellen
YOGA AKTUELL: Sie haben bei dem großen Lehrer Krishnamacharya studiert. Wann sind Sie ihm begegnet und wie lange waren Sie bei ihm?
A.G. Mohan: Ich habe Krishnamacharya 1971 getroffen und bis zu seinem Tod 1989 bei ihm studiert. Meine Erfahrungen habe ich in einem Buch niedergeschrieben – es ist unter dem Titel „Krishnamacharya: His Life and Teachings“ erschienen. Leider wurde es bisher nicht ins Deutsche übersetzt. Darin habe ich sehr detailreich über seine Biographie, seine Persönlichkeit und seinen Unterricht erzählt.
Nun ist Ihr Buch „Yoga Reminder“ erschienen – ebenfalls bisher nur auf Englisch. Es macht den Eindruck, dass Sie damit die moderne Szene an die Grundlagen des Yoga – so wie Sie ihn von Krishnamacharya gelernt haben – erinnern möchten. Können Sie ein paar Worte dazu sagen?
A.G. Mohan: Als wir bei Krishnamacharya studierten, gab es noch keine Traditionen, Linien oder Labels im Yoga. Doch in den vergangenen 20 bis 25 Jahren hat der Yoga eine enorme Veränderung erlebt. Auf der einen Seite ist es gut, dass er so beliebt geworden ist und heute Millionen von Menschen praktizieren. Auf der anderen Seite ist dabei einiges durcheinander geraten. Ich habe dieses Buch geschrieben, um die Menschen daran zu erinnern, dass es im Yoga um den Geist geht. Man könnte sagen, darum, unsere „geistige Software zu aktualisieren“. Das sollten wir nicht vergessen, denn eine unachtsame und falsche Praxis kann zu Verletzungen führen. Manche Menschen verlieren das Ziel aus den Augen. Wir sind z.B. einer Frau begegnet, die unbedingt ihre Beine hinter ihren Kopf bringen wollte. Ich habe gefragt: „Warum möchtest du das?“ Sie sagte: „Ich versuche mich selbst herauszufordern. Es ist eine Challenge.“ Ich antwortete: „Bitte suche deine Herausforderungen woanders, denn den Körper über seine Grenzen zu pushen oder gegen ihn zu kämpfen, wird ihn letztlich ruinieren.“
Auch in Ihrem Workshop haben Sie betont, dass es im Yoga nicht darum geht, die eigenen Grenzen zu verschieben – sondern um einen sattvischen Geisteszustand.
A.G.: Ja, ein sattvischer Geisteszustand ist […]