Mit „Zeit für Stille“ kommt Ende November eine Dokumentation in die deutschen Kinos, die sich mit einer der bedeutendsten Fragen für den Stadtmenschen des 21. Jahrhunderts befasst.
Verkehrslärm, Telefonklingeln, schallende Musik, Werbebotschaften … tagtäglich sehen sich die meisten von uns mit einer Geräuschkulisse konfrontiert, die unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit tiefgreifend beeinflussen kann. Wie wirken sich Lärm und sein Gegenpol Stille auf unser Leben aus? Diese wichtige Frage will die Doku Zeit für Stille beantworten, die am 30.11.2017 in die deutschen Kinos kommt.
Regisseur Patrick Shen nimmt die Zuschauer in seinem über Crowdfunding finanzierten Film mit auf eine Reise in acht Länder (USA, Japan, Großbritannien, Deutschland, Belgien, China, Taiwan und Indien), in denen er zwei Jahre lang drehte. Hier erleben wir eine traditionelle Teezeremonie im Urasenke-Teehaus in Kyoto, streifen visuell durch den Denali-Nationalpark in Alaska, finden uns auf den Straßen von Mumbai, der lautesten Stadt der Welt zur Festzeit wieder und als absoluten Kontrast in der echofreien Kammer der Orfield Labs in Minneapolis, dem stillsten Raum der Welt. „Letztlich hoffe ich, dass der Film das Publikum dahingehend bewegt, Stille genießen zu lernen und dass er einen neuen Blick auf die Welt ermöglicht“, so Shen.
Eingestreut in diese atmosphärischen Elemente sind Aussagen und Einschätzungen von Experten, die die Kraft der Stille und ihre Wirkung auf Körper und Geist thematisieren. Vor jedem Gespräch legte das Filmteam eine Schweigeminute mit den jeweiligen Protagonisten ein, die sich für einen achtsameren Umgang mit der Thematik aussprechen. Stille verbindet und heilt, sie hatte Jahrtausende lang ganz natürlich auch in unserer Kultur einen bedeutenden Stellenwert. Doch wir entfernen uns in den modernen Metropolen immer weiter von ihr und finden uns in einer Spirale der Reizüberflutung wieder – Lärm ist allgegenwärtig geworden.
„Um die Dinge zu sehen, wie sie sind, muss man einen Schritt zurücktreten, und dann noch einen mehr“, schreibt Greg Hindy auf einen Zettel und hält ihn in die Kamera. Der junge Mann, der in der Doku porträtiert wird, wollte aus dieser Spirale aussteigen. Er legte ein Schweigegelübde ab und machte sich auf eine Reise durch die USA. Dass er hierbei neben viel befahrenen Autobahnen unterwegs ist und Rast bei der Fast-Food-Kette Subway macht, erscheint im Kontext des Filmes jedoch recht paradox.
Dass Dauerlärm krank macht, ist für viele heute kein Geheimnis mehr. Und doch scheinen die wenigsten Menschen diesbezüglich an ihrem Lebensstil etwas ändern zu wollen. Auch wenn die Doku keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse aufzeigt, thematisiert sie daher ein äußerst bedeutendes Thema – und vermag so die Kraft der Still wieder mehr in den Fokus zu rücken.
Infos
Zeit für Stille (OmU) von Patrick Shen, 81 Minuten, USA 2017.
Mehr Infos & Kinotermine unter: www.mindjazz-pictures.de/project/zeitfuerstille