Die Kunst im Leben, die richtigen Prioritäten zu setzen: „Die Ursache aller Probleme liegt in mir – die Lösung aller Probleme liegt in mir!“
Der Begriff Purushartha besteht aus zwei Worten: Purusha bedeutet hier „Mensch“, und Artha „Schatz“ oder „Ziel“. Darunter werden vier Bereiche verstanden, die schon in den zwei wichtigsten Epen des Hinduismus, im Ramayana und im Mahabharata, als einzigartige Schlüssel angesehen wurden, um Klarheit und Zufriedenheit in die Komplexität des Lebens zu bringen:
1) Artha = Grundbedürfnisse, materielle Sicherheit, Reichtum
2) Kama = Sinnliche Freuden, Lust, Leidenschaft, Ästhetik, Liebe
3) Dharma = Pflicht, Ethik, Lebenssinn
4) Moksha = Befreiung
Auch wenn Dharma gegenüber Artha und Kama als wichtiger eingestuft wird und Moksha als das endgültige Ziel menschlichen Lebens, so sind doch in jedem von uns alle Bereiche potenziell vorhanden. Es liegt also an mir, ob ich diese entdecken, wie bewusst ich damit umgehen und ob ich sie in einer heilsamen Art zur Entfaltung bringen kann.
Artha
Zunächst geht es darum, die Grundbedürfnisse so zu befriedigen, dass wir nicht nur überleben, sondern uns in unserem Leben wohlfühlen. Heutzutage sind wir von so viel materiellem „Zeug“ umgeben, dass wir zwischen Notwendigkeit und Luxus oft nicht mehr unterscheiden können. Aber für einen Großteil der Menschheit – und unseren Vorfahren ist es nicht anders ergangen – geht es noch immer ums blanke Überleben. Und so sind meine regelmäßigen Reisen nach Indien ein guter Gradmesser, mit wie wenig ich mich im Leben reich und beschenkt fühlen kann.
Als buddhistischer Mönch bin ich immer wieder daran erinnert worden, dass ein Bhikkhu eigentlich nur vier Requisiten braucht, um sich ganz der spirituellen Praxis widmen zu können: Mönchskutte, Almosenschale, Medizin und einen Unterschlupf, der manchmal bloß ein Baum oder eine Höhle war. Auch wenn die Aussage des Buddha „Zufriedenheit ist der größte Reichtum“ nach meiner Rückkehr ins weltliche Leben ein Leitfaden geblieben ist, habe ich dennoch einiges Unnötige angesammelt. Da aber zum Glück Wohnung, Kleiderschrank und Kühlschrank eine beschränkte Größe haben, hält sich dies im überschaubaren Rahmen. Und es liegt ausschließlich an mir – und nicht an den neuesten Trends und cleveren Werbeslogans –, ob ich mich für sinnlose Quantität entscheide oder bewusst Qualität und Minimalismus wähle.
Kama
Dass sinnlicher Genuss als spiritueller Wert gesehen […]