Yoga nach Krishnamacharya, Folge 6: Die Praxis von Umkehrhaltungen bringt wertvolle Früchte mit sich, ist aber auch mit einigen Voraussetzungen verbunden. Was du beachten solltest und wie eine sinnvolle Übungssequenz aussehen kann, erfährst du hier.
Herz über Kopf“ ist das Wesen von klassischen Umkehrhaltungen, in die man sich übrigens nie Hals über Kopf begeben sollte. Denn diese Asanas, zu denen Kopf-, Schulter- und Handstand zählen, sind besonders für den Körper, aber auch für den Atem, den Geist und die Psyche eine große Herausforderung. Viparita Karani, „umgekehrte Aktivität“, lautet die Sanskrit-Bezeichnung für alle Haltungen, bei denen die Beine über den Kopf gehoben werden und/oder sich Becken und Herz über dem Kopf befinden. Besonders der Kopfstand wird gerne eingesetzt, um „die Welt mit anderen Augen zu sehen“ – etwas, das der Yoga in seiner Form als Darshana, also mit einer besonderen Sichtweise auf die Welt, ja tatsächlich anstrebt. Doch die Sicht auf die Welt und damit verbundene Veränderungen im Denken, Sprechen, Handeln und Verhalten kommen meist zu kurz, wenn man mal schnell die Füße in die Luft streckt. Yoga ist ein Prozess, sowohl, was die Veränderung von Weltanschauungen, Gewohnheiten und Glaubensmustern angeht, als auch die Fähigkeit des Körpers, sich in fordernden Asanas so einzurichten, dass er dabei nachhaltig gesund bleiben kann, der Atem ruhig fließen und der Geist in meditativer Versenkung verweilen kann. Um dorthin zu gelangen, müssen wir regelmäßig über einen längeren Zeitraum üben. Patanjali, der Sri Tirumalai Krishnamacharya den theoretischen Unterbau für die Praxis lieferte, bezeichnet dieses unbedingte Dranbleiben, den Willen, zu üben, im Yoga-Sutra als Abhyasa, und die Geduld und Bereitschaft, mit Gelassenheit und losgelöst von ego- oder verlangensgesteuerten Erwartungen auf dem Übungsweg zu bleiben, als Vairagya. Wer auf diese Weise übt, heißt es im Yoga-Sutra 1.16, dem enthüllt sich sein wahres Wesen, und ablenkende Einflüsse von innen (zum Beispiel der Wunsch nach außerordentlichen Erfahrungen) oder von außen stören ihn nicht mehr.
Für den Körper können Umkehrhaltungen eine Entlastung der Rumpfmuskeln und -organe sein und die Elastizität und Kraft der Muskeln, Bänder und Bindegewebe der Wirbelsäule und des Brustkorbs verbessern. Sie sind wohltuend bei Knieproblemen und Krampfadern, „trainieren“ die Gefäße, können die strukturelle Integration insgesamt verbessern und uns helfen, Ängste zu überwinden, weil wir in Umkehrhaltungen unter Umständen an […]