Ein intensives Erlebnis während der Meditation bewegte Divya Prabha einst dazu, die aufregende Karriere in London gegen ein transformierendes Leben im Ashram einzutauschen. Im YOGA-AKTUELL-Interview erzählt sie u.a. von der traditionellen vedischen Schule, die sie in Indien leitet.
Divya Prabha (Lucy Guest) stammt ursprünglich aus England, lebt aber schon seit zwanzig Jahren als Sadhvi in Indien. Dort leitet sie den Chandramauli Charitable Trust, eine traditionelle Gurukula-Schule für unterprivilegierte Kinder in Varanasi. Hier lernen die Kinder wie in alten Zeiten von klein auf Yoga, Meditation, Sanskrit, die klassischen Schriften, Jyotish und mehr. Zudem studiert Divya Prabha seit vielen Jahren Sanskrit und arbeitet an ihrem Doktortitel über Patanjalis Mahabhashya. Im Gespräch mit YOGA AKTUELL erzählt sie uns mehr über ihr interessantes Leben.
Interview
YOGA AKTUELL: Divya, du hast eine ungewöhnliche Geschichte, die dich von der Börse in London nach Varanasi in Indien brachte. Wie kam es dazu?
Divya Prabha: Ich wurde in England geboren und lebte ein Leben, das mit hohen Bergen gefüllt war, die es zu erklimmen galt, um Erfolg zu messen. Jeder Berg, den ich bestieg, zeigte mir, dass es einen noch größeren Berg gab, und mit jedem Aufstieg wurde ich enttäuschter. Ich studierte an der Oxford University und arbeitete an der Börse für amerikanische Investmentbanken. Diese Karriere war anfangs aufregend, aber sie erfüllte mich letzten Endes nicht.
Die Suche nach Sinn führte mich irgendwann nach Indien, wo ich tiefere Yoga- und Meditationspraktiken sowie Sanskrit lernen wollte. Seit 18 Jahren lerne ich nun auf traditionelle Weise Sanskrit, und vor sieben Jahren eröffnete ich ein Nachmittagsprojekt für Schulkinder zusammen mit Devatma Dubey. Dieses Projekt ist nun zu einem Gurukul, also einer traditionellen vedischen Schule, gewachsen, in der die Kinder auch wohnen. Wir haben zudem einen Kindergarten, eine Grundschule, eine Abendschule sowie einen Frauen-Empowerment-Center mit einem Nähprojekt. Von den 36 Personen, die für uns arbeiten, sind ca. 90 % Frauen. Wir haben über 300 Schüler, und hiervon sind über 50 % Mädchen verschiedenen Alters.
Wie genau wurde dieser Wandel ausgelöst?
Eines Tages verstand ich: Egal, wie voll deine Hände mit Reichtum, sozialem Rang und Bildung sind – nichts davon bedeutet etwas, wenn dein Inneres leer ist. Ich suchte nach dem, was mir das Gefühl von Vollkommenheit geben würde. 1999 nahm mich ein […]