Eva Obermeier betreibt das „Yoga-Institut Berlin“ und unterrichtet dort mit ihrem Team den von ihr entwickelten Yogastil „Orthopädisches Yoga“. Wie dadurch die Körperwahrnehmung geschult und die natürliche Bewegungsbandbreite des Körpers auf gesunde Weise unterstützt wird, erzählt sie im YOGA-AKTUELL-Interview.
Beweglichkeit und Biegsamkeit – das sind die Themen von Eva Obermeier. 1998 gründete die Physiotherapeutin und Yogalehrerin mit dem Yoga-Institut Berlin eine der ersten Yogaschulen der Stadt und unterrichtet dort seither gemeinsam mit ihrem Team den von ihr entwickelten OrthoYoga. Der kraftvolle und dynamische Yogastil kombiniert Hatha-Yoga-Asanas mit Elementen aus dem Faszientraining. Ziel sind die Wiederherstellung unserer natürlichen Beweglichkeit sowie die Behebung von etwaigen schmerzhaften Einschränkungen. Wie Orthopädisches Yoga funktioniert und worum es dabei genau geht, darüber spricht Eva Obermeier im Gespräch mit YOGA AKTUELL.
INTERVIEW
YOGA AKTUELL: Eva, die gegenwärtige Yogawelt ist so bunt wie nie zuvor. Jedes Jahr werden zahlreiche neue Yogastile kreiert. Viele davon sind reine Trenderscheinungen, andere halten sich hingegen konstant über lange Zeit und scheinen über eine fundierte Basis zu verfügen. Was hältst du grundsätzlich von dieser Entwicklung?
Eva Obermeier: Im Grunde genommen haben alle neuen Trenderscheinungen eine gemeinsame Wurzel. Sie gehen auf Krishnamacharya und seine direkten Nachfahren zurück, also auf T.K.V. Desikachar, B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois. Jede Zeit hat ihre Einflüsse und Auswirkungen – so entstehen neue Ideen. Dinge werden ausprobiert und wieder verworfen. Das empfinde ich als normal. Und das heißt eben auch nicht, dass über Jahrhunderte geübte Praktiken wertlos würden. Im Gegenteil – sie bleiben das Fundament, auf dem wir aufbauen. Und oft sind sie auch die Bausteine, mit denen wir arbeiten. Mir gefällt es, dass das Angebot so groß ist. Dadurch kann sich jeder genau den Yogastil suchen, der zu ihm passt.
Der Titel deines Buches lautet „Biegsam stabil: Orthopädisches Yoga“. Damit greifst du einen zentralen Satz aus Patanjalis Yogasutra auf: „sthira-sukham asanam“ – die ideale Haltung ist stabil und bequem zugleich. Bist du ein Fan von traditionellen Yogastilen? Bzw. wie wichtig ist dir die Bewahrung von Tradition generell?
Ich habe es ja schon angedeutet: Ich sehe in den traditionellen Yogastilen die Grundlage aller Yogastile. OrthoYoga, also der Yoga, den ich auch in meinem Buch vorstelle, ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Philosophie, die das Wesen von Yoga ausmacht. […]