Gedanken über den mühevollen Pfad einer tiefgründigen Yoga-Praxis
Bei einer authentischen Praxis geht es nicht darum, den „richtigen“ Lehrer aus der „richtigen“ Tradition zu haben, ein Missverständnis, dem viele Yogaschüler unterliegen. Man kann all das haben und trotzdem keine authentische Praxis. Viele Yogagruppen tendieren dazu, Yoga als angenehm entspannende Übungen in netter Umgebung zu verstehen, wo es kein unfreundliches Wort und keine unfreundliche Situation gibt. Oft wird vergessen, dass Harmonie, d.h. harmonische Reintegration, ein Ergebnis jahrelanger authentischer Praxis ist und sich meistens direkter manifestiert, nachdem wir in tiefen Prozessen das bearbeitet haben, was den freien Energiefluss in unseren Körpersystemen (in den Körpern des Kosha-Systems) anfangs behinderte.
Der Schüler läuft nicht mehr vor sich davon und begibt sich auf den Weg des Verstehens – er ergibt sich seinem Weg. Authentische Praxis hat nichts mit einer aufgesetzten Haltung von „Wir lieben uns alle im Yoga!“ zu tun. Es hat jedoch in den Heilungsphasen oft mit einem geburtsähnlichen und reinigenden Schmerz zu tun. Die authentische Praxis beginnt an dem Punkt, wo die „Fassade“ Risse bekommt und das narzißtische Selbstbild anfängt zu bröckeln, das heißt, das, was unecht oder nicht authentisch ist, offenbart sich, und die Schleier (Kleshas), die die Sinne betrüben und das Eigentliche verdecken, heben sich – und man entschließt sich, durch hingebungsvolles Üben die Übungspraxis zu vertiefen, um wirkliches Verstehen zu erlangen.
Die Schriften sagen uns, dass jedes Wort, das wir denken, sprechen oder hören, feine Schwingungen enthält, die unser Leben formen. Um die Schwingung unseres Lebens insgesamt zu heben, ist es nötig, sich dieser Tatsache bewusst zu sein, damit wir beeinflussen können, wie wir die Energie benutzen und unser Leben mit ihr füllen können, so dass sie einen heilenden und tiefgreifend nährenden Einfluss hat. Durch Selbstbeobachtung können wir lernen, die mechanischen Gedankenmuster zu bemerken, die einfach vor sich hin zu laufen scheinen, geformt von der Energie der Sinne. Wir können lernen, uns der Gedanken im Keim bewusst zu werden und Energie von ihnen abzuziehen oder sie gezielt einzusetzen – in Gedanken, die die Qualität unseres Denkens und unserer Bestrebungen heben. Während wir die Sehnsucht nach Wahrheit und Verstehen nähren und durch authentische Praxis die innere Unterstützung zu fühlen beginnen, scheinen wir gleichzeitig die versteckten Potentiale hervorzurufen und die bereits […]