Eine Reise zur buddhistischen Enklave Sarnath in Indien
Ein nebliger Januartag 10 km außerhalb von Varanasi. Die Motorrikshaw braucht 35 Minuten, um nach dem dichten Gedränge und den überfüllten Straßen dieser »heiligen« hinduistischen Stadt in eine ruhige buddhistische Enklave zu gelangen – Sarnath. Trotz des kühlen Wetters wandeln tibetische Buddhisten, sich alle paar Meter flach auf den Boden legend, im Uhrzeigersinn um eine Stupa. Man sieht dem alten Gebäude an, dass es früher in schönerem Glanz erstrahlte. Der halbkugelige massive Sakralbau, in dessen Innerem seit Jahrhunderten kostbare Reliquien liegen, (ein Teil der Asche des ursprünglichen Buddha), wird von den Pilgern als Symbol des ewigen Kreislaufes des Lebens umwandert. Etwas entfernt von der großen Stupa, sind die Ruinen vieler kleiner Stupas zu erkennen. Im 13. Jahrhundert wurde dieser buddhistische Pilgerort von den Moslems zerstört, die Hauptstupa im 16.Jahrhundert wieder aufgebaut.
Im Januar, wenn in dieser Gegend Indiens ein angenehmes Klima herrscht, machen sich die tibetischen Buddhisten auf zu ihrer Pilgerfahrt in Richtung Süden. Sarnath ist neben Bodh Gaya eine wichtige Station für sie. Auf den Lippen und im Geiste wird ein Mantra wiederholt, in den Händen liegt die Gebetskette, die “Mala”, die Perle für Perle weitergedreht wird.
Im dritten Jahrhundert vor Christus ließ in Sarnath der berühmte indische Herrscher Ashoka (268-232 v.Chr.) zu Ehren des Buddha eine Stupa erbauen, zum Gedenken an dessen erste Lehrrede. Es handelte sich um die Rede zu den “Vier Edlen Wahrheiten” zu den leidvollen Aspekten des Lebens durch unser gewöhnliches Dürsten und Ergreifen, und deren Überwindung durch das innere Befolgen des “Achtfachen Pfades” (zusammengefasst “Ethische Motivation, Geistige Ruhe, Intuitive Schau”, die sich wechselseitig aufbauen, aus der inneren Quelle einer zunehmend “Trefflichen Achtsamkeit”). Diese Rede wurde den ehemaligen fünf “Mitstreitern” des Buddha auf dem spirituellen Weg gegeben, die er früher verlassen hatte, als er erkannt hatte, dass eine extreme asketische Haltung nicht zur Befreiung führen konnte. Nach seinem vollen “Erwachen” (Bodhi) unter dem Bodhibaum in Bodh Gaya und dem Entschluß, die befreiende Wahrheit in die Welt zu tragen, sah er mit dem übersinnlichen Auge, wo nun die fünf ehemaligen Gefährten weilten. Er entdeckte sie in Sarnath und begab sich auf den Weg zu ihnen. Als sie ihn von weitem herankommen sahen, wollten sie ihm als Abtrünnigem vom […]