Yoga, Partnerschaft und Sexualität – geht das überhaupt? IST ES NICHT VIEL BESSER, ENTHALTSAM ZU LEBEN? Ist Sexualität etwa ein Hindernis auf dem spirituellen Weg? Hier einige yogische Ansätze, wie Spiritualität und Sexualität in einer Beziehung gelebt werden können.
Sexualität ist eine Energieform. Im Yoga wird das Prana, die Lebensenergie, in fünf Hauptenergieströme, die sogenannten Vayus, unterteilt. Dabei ist zum Beispiel Prana vayu die Energie, die hinter dem Atemsystem und dem Überlebensinstinkt wirkt; Apana vayu steuert die Ausscheidung, die sexuelle Energie und die Arterhaltung. Selbsterhaltung bzw. Arterhaltung gehören zu den ausgeprägtesten Instinkten im Menschen.
Wenn Apana vayu vom untersten Energiezentrum, dem Muladhara Chakra, aus aktiv wird, ist es die Energie hinter allen Ausscheidungsvorgängen. Wirkt Apana vayu jedoch vom zweiten Chakra aus, dem Swadhistana Chakra, dann manifestiert diese Energie sich als sexuelle Energie. Aus yogischer Sicht ist das eine sehr machtvolle Energie, nämlich jene schöpferische Energie, mit der neues Leben geschaffen wird und die letztlich hinter jeder kreativen Leistung und auch hinter dem ganzen Universum, der Schöpfung als Ganzes, steht. Diese Energie ist auch eine Manifestation von Liebe. Sie kann eine Grundlage zur Entfaltung aller Aspekte von Liebe sein. Diese Energie kann man nun entweder frei fließen lassen – in die Sexualität hinein – oder man kann sie kanalisieren – zum Beispiel als ein kreatives Kunstwerk oder in die Entfaltung von Talenten; oder man versucht, sie vollständig für spirituelle Zwecke zu transformieren. Ein Ziel von Energiearbeit ist es, einen Teil der Energie in Ojas (spirituelle transformierte Energie) umzuwandeln. Um den Geist in andere Bewusstseinsebenen zu bringen, benötigen wir große Mengen dieser spirituellen Energie. Nur mit Hilfe dieser Energie sind wir in der Lage, unsere wahre Seinsnatur zu erkennen und schließlich zur Selbstverwirklichung zu gelangen.
Apana vayu lässt sich zum Beispiel durch Pranayama (Atemübungen) in Ojas umwandeln. Eine ähnliche Wirkung erzielt man durch Mula bandha (Wurzelverschluß = Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln), Ashwini mudra (schnelles, mehrfaches Zusammenziehen und Loslassen der Anusschließmuskeln) sowie durch Umkehrstellungen, längeres Halten der Yoga-Stellungen, Meditation, Mantra-Rezitation und viele andere praktische Übungen aus dem Kundalini-Yoga.
Die vier Purusharthas – Bedürfnisse auf sattvische Weise befriedigen
Die Funktion von Apana vayu vom Swadhistana Chakra aus können wir im Rahmen einer auf gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung basierenden Partnerschaft auf sattvische (sattvisch = rein, klar, […]