Bereits der Weg nach Vals, einem kleinen Dorf in Graubünden, ist malerisch, so dass man die letzten 20 Kilometer am liebsten zu Fuß gehen möchte. Mächtige Wasserfälle stürzen aus den Bergen ins Tal und fordern den Besucher auf, immer wieder anzuhalten und diesen großartigen Anblick in sich aufzusaugen. Dabei ist dies erst der Anfang von einer wundersamen Reise in das Reich der Sinne
Am Ziel angekommen, bietet Vals mit seinen 1000 Einwohnern auf den ersten Blick nichts, weswegen es sich lohnen würde, extra hierher zu kommen. Das kleine Dorf, auf 1250 Metern am Ausgang des lang gezogenen Valser Tals gelegen, ist nämlich nicht gerade eines der schönsten Dörfer der Schweiz. Trotzdem ist es etwas ganz Besonderes. So ausgefallen, dass es seit mehr als sechs Jahren Neugierige aus der ganzen Welt anzieht.
Besonders solche, die Spaß an Ästhetik, Architektur und Außergewöhnlichem haben. Denn schließlich gibt es hier die Therme. Die Gemeinde, die die Therme 1983 mit Hotels kaufte, erteilte dem Schweizer Architekten Peter Zumthor 1986 den Auftrag, ein neues Bad zu bauen. Auf beeindruckende Weise setzte Zumthor Stein, Wasser, Luft und Licht in ein außerordentliches archaisches und abstraktes Verhältnis, und schuf eine Therme, die ihresgleichen sucht.
Die Eindrücke sind überwältigend, verschlagen einem die Sprache, denn jedes Wort scheint zu viel, dem Anblick nicht gerecht werdend. Es gibt wohl keinen Winkel, keine Schraube, die nicht ästhetisch und ein architektonisches Kunstwerk ist. Man wandelt fasziniert durch die schnurgeraden, grau-grünlichen Felswände der Therme, mit Geländern aus gebürstetem Messing, Vorhängen aus schwarzem Leder und illuminierten, streng rechtwinkligen Kavernen.
Der Aufenthalt in der Therme wirft den Besucher zwangsläufig auf sich selbst zurück. Trotz der futuristischen Architektur wirkt die Therme archaisch, als würde man an den Ursprung des Seins zurückkehren und darin versinken. Am schönsten ist es hier morgens um sieben oder abends nach 23 Uhr. Dann sind es nur die Hotelgäste, die wie in einem Traum durch die pechschwarzen Dampfräume, die rote Erhitzungs- und durch die blaue Abkühlungsgrotte, die Ringelblumenhöhle, am mythischen Trinkstein vorbei oder am mit kristallklarem, mal im Nebel verschwindenden Außenbecken wandeln.
Die meisten schweigen fasziniert und staunen. Hier geht man nicht durch die Therme, sondern man wandelt oder schreitet. Hier badet man auch nicht einfach in einem der Becken, sondern man vollzieht ein Bad, bei dem man sich quasi rituell wieder auf sich und auf den Ursprung besinnt und zu sich selbst finden kann.
Jeder Standort, egal, ob man sich in der Trinkgrotte mit Quellwasser von 30 Grad Celsius befindet oder aber im Blütenbad, dem Außenbad mit 36 Grad Celsius im Winter und 30 Grad Celsius im Sommer oder ob man zu den Umkleidekabinen oder ins Dampfbad geht: Jeder Standort bietet eine andere Kombination aus Licht und Stein.
Selbst wenn man sich nicht von dem Fleck bewegt, den die feuchten Füße auf die Bodenplatten zeichnen, wird man jeden Augenblick etwas anderes sehen. Schließlich stoßen die gewaltigen Betonscheiben der Hallendecke nicht bündig aneinander, sondern bilden Spalten, in die das Sonnenlicht einfällt, und deren Winkel sich dabei ständig ändern. Ein solcher Ort lädt ein, still und achtsam zu werden, ja selbst ein lauter Atemzug scheint manchmal zu viel.
In der Therme befindet sich auch ein Wellnessbereich, der architektonisch ebenfalls eine Besonderheit darstellt. Die einzelnen Behandlungskammern sind vollständig grau-silbrig, ausgestattet mit einem kleinen Fenster – klein und quadratisch, gedacht als Rahmen für das Landschaftsbild, das durch sie zu sehen ist. Behandlungen gibt es hier unterschiedlichste: u.a. Massagen, Moorpackungen, sowie Thalasso und Aromabehandlungen.
Wer länger als nur einen Tag in der Therme verweilen will, der kann dies am besten im Hotel Therme Vals tun. Von der Therme aus kann man mit dem Aufzug ins Hotel fahren, wo sich die unvergesslichen Eindrücke der Therme bei einem wunderschönen Ausblick auf Berge und Schafe setzen können. Als Rundbau wurde es in den Hang gebaut und erinnert stellenweise noch sehr an den Stil der sechziger Jahre, während andere Räume und Abschnitte hochmodern und zugleich zeitlos wirken. Schritt für Schritt wird das Haus umgebaut. Es ist geplant, weitere 40 Zimmer zu renovieren.
Sie werden den Hotelgast mit einem schlichten, ja fast schon kargen, aber dafür sehr erlesenen Stil zum Staunen, Verweilen und Genießen einladen, wie es die neusten Zimmer bereits tun. Die Grundausstattung in allen Zimmern ist gleich: schwarze Schleiflackmöbel, von Zumthor entworfen. Dabei ist jedes Zimmer anders: marokkanische Kelims, Möbelklassiker des 20. Jahrhunderts, Vorhänge aus reiner Seide – natürlich in jedem Zimmer in einer anderen Farbe.
Auch die Restaurants, ganz im Stil des Hauses, passen zur Therme. Gespeist wird abends und morgens im Restaurant Roter Saal, wo der Chef de Cuisine seine Gäste abends mit einer marktfrischen, kreativen Küche verwöhnt. Wer es lieber kalorienarm liebt, der kann die Erfahrung machen, dass gerade mal 1000 Kalorien am Tag köstlich schmecken können. Auch hier ist jedes Gericht ein Genuss – so gut, dass es leicht fällt, den gegenwärtigen Moment ganz und gar zu genießen.
Ja, jeder Augenblick hier ist so intensiv, dass alles Überflüssige keinen Raum hat: Weder zu viele Worte noch schnelles, achtloses Essen. Hier versteht man, was die spirituellen Lehrer meinen, wenn sie die Fülle und Kostbarkeit des gegenwärtigen Moments beschreiben! Wenn man dann wieder zu Hause ist, hängt man ihr nach, der Therme Vals, und träumt davon, wieder einzutauchen in diese einzigartige Mischung aus Ästhetik und Anmut.
Mehr Info
www.therme-vals.ch