Ein universelles Bewegungsprinzip der Natur provoziert eine neue Betrachtung vieler Yoga-Asanas. Beispiel: Drehsitz
Das Spiralprinzip ist Quintessenz der Spiraldynamik. Ein universelles Bau- und Bewegungsprinzip der Natur, vom galaktischen Spiralnebel über Wasserwirbel bis zur Doppelhelix der DNS. Im menschlichen Körper findet sich die spiralige Verschraubung als anatomischer Grundbaustein wieder: z.B. die dreidimensionale Gewölbestruktur des Fußes, die Hüftschraube der Hüftgelenksbänder, die dreidimensionale Beweglichkeit der Wirbelsäule. Bei gut koordinierten Bewegungen nutzen wir Mobilität und Stabilität spiraliger Verschraubungen. Spirale – spiritus = Geist, Atem sind verwandte Wörter; seit der megalithischen Hochkultur (Stonehenge, Hünengräber, Stufenpyramiden) ist die Spirale kosmisches Symbol, Sinnbild des Sonnenlaufes, des auf- und abschwellenden Mondes, des Lebensprozesses schlechthin. Der Maler und Architekt Friedensreich Hundertwasser ist überzeugt davon, dass sich der Schöpfungsakt in Spiralform vollzogen hat: „Die Spirale liegt genau dort, wo die leblose Materie sich in Leben umwandelt“.
Eine Schraubenspirale entsteht, wenn Sie zwei Enden (Pole) eines Materials gegensinnig drehen. Z.B. ein Handtuch auswringen. Sie ziehen es in die Länge (Dehnspannung), Sie drehen einen Pol links herum, den anderen rechts herum (Rotation), und biegen noch beide Enden um (S-Form). Das möchte ich am Beispiel der „Drehsitz“-Übung aus dem Yoga erläutern. Neue Erfahrung und neuer Frust: meist kommt man nicht so weit in die Drehung wie gewohnt, dafür entsteht jedoch eine intensive Verwringung von Brustwirbelsäule und Brustkorb.
Hier stecken oftmals unbewusste Blockaden. Wir üben ja Asanas, um den physischen Leib von Blockaden zu erlösen, um durchlässiger zu werden für Atem und Pranastrom. Ein häufiges Problem der Asanapraxis (und Alltagsbewegungen) liegt darin, dass überbewegliche Stellen noch mehr bewegt werden, während unterbewegliche umgangen werden. Apropos Alltag: Beweglicher Brustkorb/Brustwirbelsäule plus bewegliche Hüftgelenke sind Patentrezept für Rückengesundheit.
Der eindimensionale Mensch
Marcuse schrieb in den sechziger Jahren ein kulturkritisches Buch „Der eindimensionale Mensch“. Der Titel passt auch in anatomischer Hinsicht. Vergleichen wir moderne Fitnesskultur mit klassischen abendländischen bzw. fernöstlichen Bewegungskünsten, springt als ein Unterschied ins Auge, dass dort lineare, mechanisch anmutende Bewegungen vorherrschen, hier dreidimensionale spiralige Muster. C. Larsen vom medizinisch-therapeutischen Institut für Spiraldynamik hat Myrons „Diskuswerfer“ von Sportstudenten nachahmen lassen – keiner konnte die vollendete spiralige Verschraubung verwirklichen. Im Fitnessbereich hat Bewegungsquantität Vorrang vor Qualität.
Der Bewegungsmangel unserer eindimensionalen Lebensweise soll kompensiert werden. Zweifelsohne bewegt sich der „zivilisierte“ Mensch zu wenig. Untersuchungen haben ergeben, […]