Swami Veda Bharati, einer der großen Lehrer in der Tradition der Yogis aus dem Himalaya, über die elementaren Grundlagen von Meditation und ihre Verfeinerung.
Je tiefer man in die Meditationspraxis eintaucht, desto mehr verändert sich auch ihre Bedeutung. Für den Meditations-Anfänger wird in Schriften wie der Bhagavadgita oder den Yoga-Sutren folgendes dazu erläutert: Meditation bedeutet: Samana-pratyaya-pravahah – ein stetig gleichbleibender Konzentrationsfluss; und: Anya-pratyaya-anantaritah – der durch keine äußeren Sinneseindrücke beeinflusst wird.
Um sich konzentrieren zu können, benötigt der menschliche Geist ein Objekt, wobei ”Objekt” etwas von Außen suggeriert, Meditation jedoch ein innerer Prozess ist. Das Wort ”Objekt” ist eine ungenügende Übersetzung des Sanskrit-Wortes “Alambana”, das einen inneren Zustand beschreibt, an den sich der menschliche Geist ”klammern” kann.
Im Zustand der Meditation muss die Aufmerksamkeit des Geistes ohne Unterbrechung stetig fließen. Ein und dieselbe “vrtti”, eine fortlaufende, kontinuierliche Welle, wobei jeder wahrnehmende Moment in dieser Welle identisch mit dem vorangegangenen ist. So wie eine Gerade aus einer Anzahl von Punkten besteht, so fließt der Geist dann in einem geraden Strom dahin.
Für uns Menschen kann dieser Strom am einfachsten durch den Atem simuliert werden. Unser Geist hat die Angewohnheit, sich sofort der Form eines Objektes, welches ihm präsentiert wird, anzupassen. Bietest du ihm also etwas, das wie ein Strom dahinfließt, wird er automatisch anfangen, auch wie ein Strom zu fließen.
Bewusstes Atmen stellt an sich noch keine Meditation dar. Atembewusstsein ist lediglich ein Trick, um den Geist in die Meditation hineinfließen zu lassen. Wann immer wir also unseren Geist mit bewusstem Atmen verweben, beginnt er zu fließen.
Selbst-Beobachtung
Beobachten spielt ein wichtige Rolle beim Meditieren. Die verschiedenen Anteile der menschlichen Persönlichkeit sind ständig dabei, unzählige Aufgaben auszuführen. Solange wir uns dieser Anteile nicht bewusst sind, meditieren wir auch nicht. Das Beobachten einer Aufgabe oder eines Prozesses gehört zu einer wichtigen Stufe in der Meditations-Praxis. Atmen ist zum Beispiel etwas, was wir die ganze Zeit tun.
In dem Moment jedoch, wo wir beginnen, den Atemfluss zu beobachten, wird es Meditation. Mit Gedanken verhält es sich ähnlich: Sie sind pausenlos vorhanden; sobald wir sie jedoch beobachten, werden sie zu einem Teil der Meditation. Jedoch sollten wir nicht nur beobachten, ob in uns ein Prozess stattfindet und inwieweit ein meditativer Vorgang mit einer solchen […]