Nichts hat Bestand außer der Veränderung, heißt es. Der US-Yogalehrer Tias Little über Meditationen des Wandels und der Vergänglichkeit.
Eine der mächtigsten, reellsten und subtilsten Lehren des Yoga ist die über die Unbeständigkeit. Die Lehre von der Unbeständigkeit verweist auf die vergängliche Natur aller Dinge – darauf, dass kein Ding, kein Umstand und keine Person der Endgültigkeit der Wiederauflösung entgehen kann. Vergänglichkeit kann erfahren werden mit jedem Atemzug, den wir tun, im Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges, im morgendlichen Flug einer Krähe, im Vorüberziehen eines jeden Tages.
Meditation ist Teil des Yogaweges.
Sie ermutigt uns, die Vergänglichkeit sorgfältig zu beobachten und zu untersuchen, also zu einem nüchternen Bezeugen der Veränderung von Augenblick zu Augenblick, bis hin zu der flüchtigen Begegnung mit jedem Atemzug. Indem man einfach dem fortwährenden Rhythmus des Atems lauscht, entwickelt man eine Vertrautheit mit den sich ständig verändernden Nuancen der Atmung. Was aber ist daran so bedeutungsvoll? Nun, diese Art von Vertrautheit kann in die Außenwelt ausgedehnt werden als ein Anerkennen des permanenten Wandels von allem, überall, jederzeit. Letztendlich kann Meditation uns helfen, stärker inmitten des Wandels zu fließen, und dieses Fließen führt mit der Zeit zu größerer Gelassenheit und zu dem, was im Buddhismus als „ruhiges Verweilen“ oder shamatha bezeichnet wird.
Bei der Meditation im Sitzen ist unser Körper der Ausgangsort für diese Beobachtungspraxis. Man nimmt die kontinuierliche Veränderung der inneren Wahrnehmung zur Kenntnis – Blut, das im Handgelenk pulsiert, das Entweichen von Anspannung aus der Zunge, das Gefühl, das sich im Inneren der Ohren mehr Raum auftut, oder das Reiben des Atems gegen die Wirbelsäule. Indem man die Beobachtungsfähigkeit verfeinert, kreiert man Achtsamkeit. Achtsamkeit bedeutet, aufmerksam gegenüber der Art und Weise zu sein, wie sich die Dinge ständig wandeln und verändern. Es ist eine Wachsamkeit, die manchmal auch „Dabei-Sein“ genannt wird. Und „Dabei-Sein“ heißt, präsent zu sein bei dem, was geschieht, und präsent zu sein inmitten des konstanten Wandels. Das ist es, was ich auch gern als “im Fluss der Gegenwärtigkeit sein” bezeichne.
In der Zen-Tradition ist eine der berühmtesten Metaphern für Vergänglichkeit und Wandel der Tautropfen. Der Tautropfen ist der essenzielle Ausdruck des Temporären und seine gleißende Schönheit und dahinschwindende Natur reflektieren die limitierte Zeitspanne unseres eigenen Lebens. Der […]