Verrückt-Weise Adepten und Gurus sind eine große Herausforderung für unsere eingefahrene Sichtweise der Realität. Diese Art von spirituellen Lehrern schrecken uns durch ihr schockierendes und exzentrisches Verhalten aus unserem Gewohnheitstrott auf und stellen unsere moralischen Vorstellungen auf den Kopf. Ist diese „Heilige Verrücktheit“ der Ausdruck eines erleuchteten Wesens oder nur ein Fall für den Psychiater?
Seit undenklichen Zeiten ist der spirituelle Pfad als ein Anlaufen gegen die gewöhnlichen Weltanschauungen und das eingefahrene Verhalten der Menschen verstanden worden, mit dem einzigen Zweck, unsere Konsensus-Realität zu unterwandern. Das spirituelle und heilige Leben gründet sich von Natur aus auf einer grundsätzlichen Umkehrung von konventionellen Werten und Einstellungen. Diese revolutionäre Ausrichtung findet sich anschaulich in dem archaischen Symbol vom Baum des Lebens wieder, dessen Zweige in den Boden zeigen und dessen Wurzeln sich nach oben in die Unendlichkeit hinein ausdehnen.
Wenn wir die großen spirituellen Traditionen dieser Welt untersuchen, so finden wir, dass diese die ihnen innewohnende „Schrägheit“ oftmals absichtlich noch kultiviert haben. Dies hat ein Phänomen begünstigt, was mit „heiliger Verrücktheit“ bezeichnet wird. Damit ist ein spiritueller Lebensstil und eine Art zu lehren gemeint, die bewusste Schocktaktiken beinhalten, mit dem einzigen Ziel, den gewöhnlichen Menschen aufzuschrecken und ihn über den Schock zu einer genaueren Wahrnehmung der Wirklichkeit zu führen. Im tibetischen Buddhismus ist diese Ausrichtung auch als „verrückte Weisheit“ bekannt.
Das Phänomen der heiligen Narrheit findet man im Buddhismus und Hinduismus genauso wie im Sufismus und im Christentum, wie auch in den Naturreligionen wieder. Es dreht sich dabei immer um die Figur eines Heiligen und Weisen. Er oder Sie vermitteln in der Regel die höchste Wirklichkeit, oder tätigen Aussagen darüber, indem sie permanent alternative Werte zum Ausdruck bringen und geben somit ihrem Gegenüber die Gelegenheit, die höchste Wahrheit zu erkennen. Solch ein Individuum bezeichnet man als Trickster, als Clown und Narr, als Tabubrecher, als Meister der Verschleierung und als Liebhaber von Überraschungen.
Narren um Christi willen
Im Christentum war es der Apostel Paulus, der als erster die Rolle des Narren (moros) spielte. Er wusste, dass sein Guru Jesus selbst von seinen Feinden der Verrücktheit und dämonischen Besessenheit bezichtigt worden war und letztlich über sie triumphierte. So unterrichtete Paulus seine Brüder und Schwestern in den christlichen Gemeinden über alle Mittel und Möglichkeiten die Narrheit […]