Wer bin ich? Wer bin ich nicht? Wer ist »Ich«? Wer ist es, der diese Frage stellt? Durch den indischen Meister Ramana Maharshi wurde die Meditation der Selbst-Befragung auf der ganzen Welt bekannt. Sie ist ein fester Bestandteil der indischen Yoga-Tradition. Lesen Sie hier über diese spezielle Meditation und ihre Anwendung.
Auf der ganzen Welt werden viele unterschiedliche Arten von Meditation praktiziert. Die Vedanta-Tradition Indiens besitzt für die meisten Arten ein Pendant, von der Meditation über Gottheiten bis hin zur Meditation über die einzelnen Aspekte des Bewusstseins. Unter den diversen Meditationstechniken wird die Selbst-Befragung, der Prozess der introspektiven Selbsterforschung, allgemein als die bedeutendste betrachtet.
Selbst-Befragung gilt als ein meditativer Vorgang, bei dem die Entstehungswurzel des Gedankens zu ihrem Ursprung im Herzen zurückverfolgt wird. Er zeigt uns, wie wir unser Ichbewusstsein ins göttliche ‘Ich bin’ zurückführen können; es liegt im Kern unseres Wesens und lässt jedes Gefühl eines isolierten Selbst verschwinden. Die Selbst-Befragung ist die wichtigste Methode des Jnana Yoga (Yoga der Erkenntnis), traditionell als der höchste Yoga erachtet.
Im Rahmen ihrer bis zum kulminierenden Punkt geführten Anwendung kann die Realisierung unserer wahren Natur jenseits von Geist und Körper erreicht werden. Dies wird in der gesamten vedantischen Überlieferung, seit den Upanischaden und der Bhagavad Gita, immer wieder hervorgehoben. Mehrere Texte des Advaita, d. h. des non-dualistischen Vedanta, beschreiben den Vorgang im Detail, speziell die Arbeiten Shankaracharyas, aber auch die Schriften Ashtavakra Samhita, Avadhuta Gita, Yoga Vasishtha und Adhyatma Ramayana.
In neuerer Zeit wurde die Selbst-Befragung vor allem durch Ramana Maharshi (1878-1950) bekannt; dieser große Weise Südindiens betonte sie als seine hauptsächliche Lehre. Ramana war eine weit herausragende Gestalt, ein “spiritueller Herkules”, wie ihn Sri Aurobindo nannte, ein Weiser, der Selbst-Verwirklung erlangte, als er, ein nur sechzehn Jahre alter Jüngling, lediglich zwanzig Minuten spontan meditierte.
Historisch gesehen ist die Selbst-Befragung unter den Swamis der vedantischen Orden eine allgemeine Praxis gewesen. Und nach wie vor gibt es im heutigen Indien eine kraftvolle Tradition der Selbst-Befragung, besonders bei den Swamis Südindiens. Aufgrund der weltweiten Popularität von Ramana Maharshis Lehren haben Menschen aller denkbaren Herkunft begonnen, diese Praxis auszuprobieren.
Methode der Selbst-Befragung
Der Prozess der Selbst-Befragung ist so einfach, dass er sich in wenigen Worten erklären lässt. Man verfolgt die Wurzeln der Gedanken zurück zum […]