Das Dilemma mit dem Klima: Fragen über Fragen im Spannungsfeld zwischen Klimapanik und Gelassenheit
Beim Kauf meines letzten Flugtickets nach Indien vor sechs Jahren leistete ich zum ersten Mal eine Klimakompensationszahlung für die Umwelt. Das Prinzip klang mehr als verlockend: Der Klimaschaden, den ich durch mein eigenes Verhalten anrichte, wird an anderer Stelle ausgeglichen. Das Geld meiner Ablasszahlung floss in ein Wasserkraftprojekt in Ecuador. Mein schlechtes „ökologisches“ Gewissen war kurzfristig beruhigt, obwohl mir das Ganze wie eine Milchmädchenrechnung vorkam. Schließlich wird ein Teil der Klimakatastrophe durch das Fliegen verursacht, oder? Aus diesem Grund war dieser Indienflug vorerst mein letzter. Ich entschied mich, fortan auf Fernreisen zu verzichten und umweltbewusster zu handeln. Innerhalb Europas veränderte ich mein Reiseverhalten, indem ich nach Bern wieder den Zug benutzte, statt die kleine Propellermaschine ab München zu buchen; im Großraum München fuhr ich mit der S-Bahn statt mit dem Auto und in München selbst radelte ich oder ging zu Fuß. Somit fühlte ich mich wieder gut, hatte ich doch jetzt das Gefühl, aktiv zum Erhalt eines guten Klimas beizutragen. Und gleichzeitig fragte ich mich angesichts der zunehmenden Billigflugangebote, die ich während längerer Bahnfahrten in Ruhe studieren konnte, wie sinnvoll es überhaupt ist, in den Umweltschutz zu investieren und auf Reisen nach Indien zu verzichten. Schließlich war die Luftfahrtbranche bereits im Jahre 2000 weltweit für vier bis neun Prozent des menschengemachten Treibhauseffekts verantwortlich. Dies behauptet zumindest der Brüsseler Umweltdachverband Transport & Environment. Aller Voraussicht nach wird dieser Anteil auch noch kräftig anziehen. Die Branche wächst so rasant, dass allein der Flugverkehr in der EU im Jahre 2050 zwischen 40 und 80 Prozent der Gesamtmenge an Treibhausgasen ausstoßen wird, die dann für ganz Europa vorgesehen ist.
Verlorene Hoffnung
Nicht zuletzt ging mir die Frage der Sinnhaftig- oder Sinnlosigkeit von Klima- und Umweltschutz im Dezember 2009 verstärkt durch den Kopf. Ich befand mich in einer grotesken Situation: Mülltrennend stand ich in der Küche und hörte dabei im Radio, dass der Klimagipfel in Kopenhagen auf katastrophale Weise gescheitert war und die letzte Hoffnung vieler Umweltschützer auf eine bessere Welt zerstört wurde. Zusammengekommen waren 192 Vertreter internationaler Staaten, die sich auf ein neues verbindliches Regelwerk für den Klimaschutz nach 2012 einigen wollten. Bis zum letzten Moment der Konferenz hatte die ganze […]
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