Fortschreitende Meditationspraxis ist keine steil nach oben verlaufende Gerade. Rückschläge gehören dazu und erweisen sich – so unangenehm sie sich zunächst auch anfühlen mögen – im Endeffekt oft als besonders fruchtbar.
Seit vielen Jahren bin ich auf dem spirituellen Weg – dem Weg ohne Ziel. Ich erlebte glorreiche Zeiten, in denen ich das Gefühl hatte, große spirituelle Fortschritte zu machen. Ich machte viel Yoga, meditierte regelmäßig und all meine Gedanken sowie mein gesamtes Handeln kreisten um die Erleuchtung. In der Meditation wähnte ich mich in Zuständen tiefer Stille und grenzenloser Eintracht mit mir und dem Universum. Mehrmals im Jahr besuchte ich verschiedene Yoga- und Meditationsretreats, die mich mit tiefen spirituellen Erfahrungen beschenkten. Mal hatte ich grandiose Lichterscheinungen, ein anderes Mal konnte ich Gedanken lesen. Dann wiederum fielen alle Grenzen weg – ich war Raum, NICHTS und ALLES gleichzeitig. Ja, ich fühlte mich, als würde es der Himmel besonders gut mit mir meinen. Stolz erzählte ich in den Abschlussrunden der Retreats von meinen Erfahrungen, wurde dafür manchmal bewundert und manchmal gehasst. In meinem Bemühen, alles umzusetzen, zeigte sich mein spiritueller Fortschritt im Alltag dadurch, dass ich nicht mehr so identifiziert war mit verschiedenen gesellschaftlichen Rollen oder persönlichen Gefühlen. Ich war einfach wach, offen und aufmerksam für das, was gerade war.
Nichts geht mehr
Aber dann kam eine Zeit, in der mein spiritueller Fortschritt stagnierte. Ja, ich wage zu behaupten, dass ich sogar Rückschritte machte. Yogapraxis und Meditation interessierten mich kaum noch. Ich aß tonnenweise Schokolade und Gummibärchen und hatte Lust auf alles, was ungesund und unspirituell war. Monatelang lagen Yogamatte und Meditationskissen unberührt in der Ecke. Irgendwann aber zwangen mich mein vollkommen verspannter Hals-Nacken-Bereich, Rückenschmerzen und mein zerstreuter Kopf wieder auf die Matte. Widerwillig begann ich erneut mit meiner Yoga- und Meditationspraxis. Zu meinem Ärger stellte ich fest, dass meine Trägheit sich auf meinen Körper ausgewirkt hatte: Die Muskeln hatten sich inzwischen verkürzt, und überhaupt war der ganze Körper längst nicht mehr so geschmeidig wie in der Zeit, in der ich regelmäßig Yoga praktiziert hatte. Auch mit der Meditation tat ich mich schwer. Ich war nicht mehr in der Lage, auch nur eine kleine Pause zwischen meinen Gedanken zu entdecken, geschweige denn, in der Stille zu versinken. Ich erlebte die Meditation auch […]