Bestimmte Pflanzen und Mineralien besitzen eine besondere Lichthaftigkeit und sind so stark mit Eigenschaften der Sonne ausgestattet, dass sie als „Heilmittel der Sonne“ bezeichnet werden können – dies legen die Heilpraktiker Margret Madejsky und Olaf Rippe eindrucksvoll in ihrem gleichnamigen Buch, erschienen im Erd Verlag, dar. Ein sehr geläufiges unter den vielen Sonnenheilmitteln, die darin mit ihren Qualitäten und Anwendungsgebieten vielschichtig vorgestellt werden, ist das Johanniskraut. Diese Pflanze, die sich dort ansiedelt, wo viel Sonnenlicht hingelangt, ist auch als „Sonnwendkraut“ bekannt, da sie um die Zeit der Sommersonnenwende – wenn das Sonnenrund seinen höchsten Stand erreicht – zu blühen beginnt. Schon Hippokrates und andere berühmte Kräuterkundige haben ihre Heilkräfte erkannt. Rippe und Madejsky zitieren zum Hypericum perforatum, wie das Johanniskraut mit botanischem Namen heißt, Paracelsus mit den folgenden Worten: „Gott hat in der Perforata einen besonderen Willen und ein besonderes Arcanum (wahre Medizin) für den Menschen geschaffen, er sei böse oder gut. Wie die Sonne alle Dinge, die guten und die schlechten, bescheint, so ist auch die Arznei. Es ist eine Universalmedizin für den ganzen Menschen. (…) Ich habe vier Kräfte gemeldet, die in der Perforata sind, nämlich gegen die Phantasie, gegen Würmer, gegen Wunden und für die balsamische Tugend.“
Zu Lebzeiten des Paracelsus wurde Johanniskrautöl weithin zur Versorgung von Wunden eingesetzt, hatte man doch aus den gegen das Licht gehalten wie perforiert aussehenden Blättern auf besondere Wirksamkeit bei Stich- und Schusswunden geschlossen. Wegen der wundheilenden Eigenschaft werden Präparate aus Johanniskraut (das daraus zubereitete Rotöl oder homöopathische Tiefpotenzen) auch heute noch z.B. zur Heilung innerer Wunden wie OP-Narben verabreicht. Über die Wundheilung hinaus hat Johanniskraut noch weitere körperliche Heilwirkungen – so lindert es z.B. Durchfall, reinigt den Darm und tötet Keime ab, außerdem wirkt es gegen Nervenschmerzen und Phantomschmerzen. Während die langfristige Einnahme von Johanniskraut die Haut lichtempfindlicher macht, ist die richtig dosierte homöopathische Verabreichung ein probates Mittel gegen Sonnenallergie, ganz entsprechend der Leiterkenntnis, dass Ähnliches durch Ähnliches heilbar ist.
Doch nicht nur die Haut wird durch Johanniskraut, das einst dem germanischen Sonnengott Balder geweiht war, empfänglicher für das Licht – die Seele wird davon ebenfalls förmlich durchlichtet. Hierbei kann es nicht nur Angst, Melancholie oder sogar Depressionen vertreiben, sondern auch Besessenheit, die im Paracelsus-Zitat mit „Phantasie“ gemeint ist. So wurde […]