Humorvolle Einsichten in den Alltag eines Yogalehrers
Was machen eigentlich Menschen, um sich selbst zu verwirklichen? Richtig, sie melden sich für einen Marathon, den nächsten „Ironman“ oder für die nächste Bundeskanzlerwahl an. Das alles, gähn, kennt man ja. Weit weniger bekannt ist, dass immer mehr Menschen auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung auf diese gängigen Methoden verzichten und stattdessen lieber zum Äußersten gehen: in einen Yogakurs nämlich. Oder noch extremer: in eine Yogalehrer-Ausbildung.
Zumindest habe ich das vor ein paar Jahren gemacht. Und ich schäme mich bis heute nicht dafür. Warum auch? Gut, die Selbstverwirklichung lässt nach wie vor auf sich warten, aber ich bin durch die Yogalehrer-Ausbildung ein bisschen gelenkiger geworden. Immerhin.
Mittlerweile bin ich sogar hauptberuflich als Yogalehrer tätig. Dabei unterrichte ich vorzugsweise in Fitness-Studios im Ruhrgebiet. Ja, Sie haben richtig gelesen: im Ruhrgebiet. Meine Berufskollegen aus Berlin und München verziehen bei der bloßen Erwähnung dieses Landteils zwar angewidert ihr Veganergesicht und tun so, als wäre das ein Widerspruch in sich – Yoga im Pott. Vergleichbar etwa mit „Viagra in Gott“ oder „Burka für Klopp“. Aber über solche Nickligkeiten höre ich staatsmännisch hinweg.
Zur Zeit unterrichte ich übrigens sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene. Wobei beide Schwierigkeitsgrade von den Teilnehmern gut angenommen werden. Aber vor allem die Fortgeschrittenenkurse sind oft bis auf den letzten Quadratmillimeter gefüllt – mit Anfängern. Dazu muss man sagen, dass die Kursteilnehmer von Fitness-Studios sich selten nach Können auf die Kurse verteilen. Sondern nach etwas gänzlich anderem, wie zum Beispiel Lust und Laune. Oder nach Luftfeuchtigkeit. Oder nach … ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht nach Können.
Folglich kämpft sich so mancher Yoga-Novize – wahrscheinlich beflügelt von dem olympischen Gedanken: „Dabei sein ist alles“ – durch die fortgeschrittensten Asanas. Oder wie ich sie nenne: Fantasanas. Denn von „Asanas“ kann, bei aller Liebe, nicht die Rede sein. Es ist zwar deutlich beim Kursteilnehmer zu erkennen, dass der Wille, das Asana korrekt auszuführen, absolut vorhanden ist. Was dabei letzten Endes aber herauskommt, ist – um es einmal vorsichtig auszudrücken – Kacke.
Ach, Sie meinen, da gehe ich zu hart mit meinen Teilnehmern ins Gericht? Okay, wie Sie wollen. Dann gebe ich Ihnen jetzt mal ein Beispiel für ein typisches Fantasana, und anschließend nehme ich gerne Ihre Entschuldigung entgegen. Aber […]