Sigmund Feuerabendt – getreuer Sacharow-Schüler, Verfechter des Ur-Yoga, passionierter Freimaurer und streitbarer Tausendsassa.
Nachdem ich den 83-jährigen Sigmund Feuerabendt, das Urgestein des deutschen Yoga, im November 2009 auf dem Yogakongress in Bad Meinberg erlebt hatte, wollte ich ihn gern zur Rede stellen, weshalb er Patanjali als „Verräter“ bezeichnet und Yoga als „buddhistisch unterwandert“. Zudem interessierte mich seine 68-jährige Yogapraxis, die eng mit seinem Lehrer und väterlichen Freund Boris Sacharow verknüpft ist. So besuchte ich Sigmund Feuerabendt in der Nähe von Bayreuth auf seinem zwischen fränkischen Wäldern und Feldern gelegenen Anwesen Forsthaus Speichersdorf.
Zu Hause bei Sigmund Feuerabendt
Die 83 Jahre des im Sternbild Zwilling geborenen Sigmund Feuerabendt sind ihm nicht anzusehen und noch weniger anzuhören. Voller Vitalität und mit einem immensen Mitteilungsbedürfnis spricht Sigmund Feuerabendt mehrere Stunden über Gott und die Yoga-Welt, über die Freimaurer, denen er angehört, und seine nächsten Veröffentlichungen sowie über Yogaschüler, die aus ganz Deutschland zu ihm und seiner Frau Helga kommen. Stolz zeigte Feuerabendt die Baustelle hinter dem Seminarhaus, das mal eine Scheune war. Er hat sie ausgebaut zu einem respektablen Gebäude mit Empfangstresen, großem Seminarraum, Speisesaal und einer Spezialbibliothek zum Thema Yoga und indische Philosophie. Hinter dem Seminarhaus entsteht nun ein neues Gebäude. Während andere in diesem Alter nur noch zurückblicken, schaut Sigmund Feuerabendt zugleich zuversichtlich nach vorn, er steckt voller Pläne und Tatkraft, wie er selbst sagt, für die nächsten dreißig Jahre. Seit fünf Jahrzehnten unterrichtet er bereits Yoga, er bildet Yogalehrer aus, leitet Seminare, hat gerade das Buch „Totenbuch – für alle Menschen“ geschrieben, sucht dafür einen Verlag, und ist dabei, eine Kulturstiftung zu gründen, die „Sigmund-Feuerabendt-Stiftung für eine kulturelle Integration“ heißen soll.
Bescheidenheit ist seine Sache nicht. Er ist Jahrgang 1928 und kein bisschen leise. Er sagt: „Solange ich lerne, bin ich jung. Das ist der Grundsatz. Ich bin erst 83, und meine Frau 73. Dank Yoga merke ich nichts vom Alter. Die Yoga-Übungen sind unbezahlbar. Und ich mache sie mit Freude.“ Und Feuerabendt erwähnt als Kontrast ein Klassentreffen, das kürzlich stattfand. „Da brauchst du starke Nerven“, sagt er. Viele seines Jahrgangs sind bereits tot, und die noch Lebenden sind alte Herren, die über Krankheiten reden. Als sie ihn, Sigmund Feuerabendt, bei der Zusammenkunft anschauten, waren sie sich schnell einig: „Der […]