Wie man mit Hilfe von Atemkontrolle die Affekttoleranz und die Stabilität des Gehirns steigern kann: über die erstaunlichen Effekte von Pranayama in der Traumatherapie.
Sehr kontrovers wird in den letzten Jahren die Anwendung von Pranayama diskutiert. Der verantwortungsvolle Einsatz von Pranayama setzt voraus, dass man über Kenntnisse verfügt, die zum einen das traditionelle Wissen der Yogis und zum anderen das fachliche Wissen über psychische Störungen und über Krankheiten im medizinischen Sinne umfassen. Immer wieder kommt es vor, dass Teilnehmer im Yogaunterricht fragen: „Kann ich Pranayama üben, obwohl ich an einer Angsterkrankung leide?“ Oder: „Darf ich Pranayama bei Herzarrythmien üben?“ – „Und wie sieht das aus bei einem Herzschrittmacher, bei Asthma, etc.?“
Der folgende Artikel bezieht sich in diesem komplexen Feld auf die Frage des Einsatzes von Pranayama bei Traumatisierung. Der Grund dafür liegt in der besonderen Wirkungsweise von Pranayama bei Traumatisierung. Veränderungen im Körper, die durch Traumatisierung hervorgerufen wurden, können durch Pranayama teilweise sozusagen zurückgesetzt werden. Pranayama ist also eine Art Reset-Taste bei Traumatisierung.
Die Vorbereitung
Eine der wichtigsten Vorbereitungen für Pranayama ist die Wahl des Ortes, an dem man praktizieren will. Dieser Ort muss sicher sein und auch so empfunden werden. Das bedeutet, dass man sich dort ungestört, ruhig, entspannt und vor allem einfach geborgen fühlt. Dies gilt auch in Bezug auf den Lehrer: Zu ihm sollte man ein sehr vertrautes Verhältnis haben, die Beziehung zu ihm muss also ebenfalls ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Auf diese Weise ist für die so genannte „äußere Sicherheit“ gesorgt. Jetzt gilt es auch etwas für die „innere Sicherheit“ zu tun. In welchem Zustand befindet sich das Herz? Schlägt es gleichmäßig und ruhig, oder weist der Herzschlag ständigen Rhythmuswechsel und schnelles Tempo auf? Wenn Ersteres zutrifft, befindet sich das Herz im Optimalfall in einer Anpassungsfähigkeit. Man nennt diesen Zustand auch Schwingungsfähigkeit. Die Mediziner nennen ihn Herzfrequenzvariabilität (Abkürzung HRV, von Engl. heart rate variability). Nur in diesem anpassungsfähigen Zustand darf Pranayama geübt werden. Der Grund dafür ist ganz einfach: Das Herz muss sich während des Pranayama einer enormen Veränderung der Atmung und des Blutdrucks anpassen können. Es versteht sich von selbst, dass dazu ein Zustand notwendig ist, in dem eine Anpassung überhaupt möglich ist.
Diese HRV wird im Yoga durch Vorübungen des […]