»Morgen ist ja auch noch ein Tag…« Wer Lust zu leben hat, lebt JETZT. Denn wann wäre wohl ein besserer Zeitpunkt dafür?
In den Aranya Sutras ist von Gedanken die Rede, die einem Strudel gleich jeden, der auch nur einen Augenblick unachtsam ist, in die Tiefe ziehen. Die Welt, die einen dort erwartet, ist eine Welt aus Mauern. Ein undurchdringliches Gedankengebäude, ein Labyrinth aus Meinungen, Gedanken und Überzeugungen. Irrend in diesem Gedankengebäude, kann man den Himmel, die Sonne, den Mond und die Sterne nicht mehr sehen.
Um den Tanz der Gegenwärtigkeit auf lichtdurchfluteten Hainen der Ewigkeit zu tanzen, muss man dieses Gedankengebäude zutiefst durchdringen, um es hinter sich lassen. „Wie macht man das?“ „Eine gute Frage, mein Freund. Der Schlüssel zum Verstehen liegt im ersten Sutra: Das Wiedererkennen des lustvollen ewigen Tanzes ist jetzt.“ „Was soll das bedeuten, dieses Jetzt?“
Ich will dir etwas erzählen: Eines Tages trat ein Lateinlehrer vor seine Klasse und verkündete nicht ganz ohne Genuss, denn er kannte die Gedankengebäude seiner Schüler: „In zwei Wochen schreiben wir eine Lateinarbeit“. „Na prima“, dachte sich der Schüler, mein Vormittag ist gelaufen. Die ganze Zeit musste er sich mit so einem Druck im Magen rumschlagen und erst am frühen Nachmittag konnte er diesen Druck erfolgreich verdrängen. Auf diesen Schrecken hin traf er sich mit seinen Freunden, welche dasselbe Gefühl in der Magengrube verspürten und nicht los wurden. Jedoch er verkündete ganz staatsmännisch: „Es sind doch noch zwei Wochen!“ Sie nahmen sich vor, jeden Tag 10 bis 15 Minuten Latein zu üben. Alle waren nun ganz und gar beruhigt und voller Zuversicht.
Die erste Woche ging ins Land und nichts geschah. Keine 10 bis 15 Minuten Latein. Ab und zu machte er sich klar, wie er dieses lästige Problem der Lateinarbeit angehen werde. Es war eigentlich schon gelöst. Er musste ja nur 10 bis 15 Minuten jeden Tag investieren. Und so verstrichen die ersten sieben Tage.
Eine weitere Woche später, ohne dass er auch nur in die Nähe seines Lateinbuches kam, schoss es ihm blitzartig durch den Kopf: „Was kommt eigentlich dran in der Arbeit?“ Und wieder kroch dieses schauderhafte Gefühl des nahenden Unheils in seinen Körper. Es schlich in den Magen, arbeitete sich Stück um Stück vor in den Brustkorb […]