Viele der für die Veden-Serie in YOGA AKTUELL übersetzten Verse wurden noch nie zuvor in ihrem psychologisch-spirituellen Sinn ins Deutsche übertragen. Diesmal geht es um AGNI, Göttliches Feuer und Flamme der Seele in der geheimen Höhle des Herzens.
Nach den Ausführungen der vorangegangenen Teile dieser Serie können wir nun in das Haus des Veda eintreten. Wir begegnen dabei zuerst Agni, der wichtigsten und universalsten aller Vedischen Gottheiten. Im Rg-Veda sind ihr rund 200 Hymnen gewidmet.
Was ist das Vedische Feuer?
In der universalen Schau der Seher ist das Feuer, ob in der Natur, im Opferritual oder als psychologische Kraft im Menschen, eine einzige göttliche Macht mit vielen Weisen und Ebenen ihres Wirkens. Zentrales Thema ist dabei jedoch das Abenteuer der Evolution des Bewusstseins aus dem Unbewussten und das Wirken dieser göttlichen Flamme in den mehr und mehr erwachenden Menschen.
„Seht ihn! Dies ist die ursprüngliche Macht des Opfers, dies ist das unsterbliche Licht in den Sterblichen. Dies ist er, der geboren wurde und beständig im Inneren sitzt, der Unsterbliche, der wächst durch seine Verkörperung.“
„Ein beständiges Licht, das für die Schau im Inneren etabliert wurde, ein schnellstes inneres Denkwesen in den (menschlichen) Betätigungen. Eins im Geist und eins in der bewussten Wahrnehmung kommen alle Götter vollständig zur Einen Willenskraft.“ (VI.9.4,5)
Des Weiteren umfängt die Wahrnehmung der Rshis die individualisierte, kosmische und transzendente Wirklichkeit Agnis in einem. In diesem Zusammenhang – und zum leichteren Verstehen aller weiteren Hymnen – sollen nun die symbolischen Familienbeziehungen etwas erläutert werden.
Der Vedische Familien-Symbolismus und das Shri-Chakra des Tantra
Vater, Mutter, Kind etc. bezeichnen im Veda nicht nur die gewöhnlichen menschlichen Familienverhältnisse. Der Symbolismus der Familie (und auch der weiteren Verwandtschaft) beschreibt die organischen Beziehungen einer ursprünglichen Einheit, aus der alles entstanden ist und weiter entsteht.
Die Seher erfahren die Höchste Wirklichkeit nicht nur unpersönlich als das „Eine Sein“, sondern sprechen meist wörtlich vom „Vater“, den sie manchmal auch den „Vogel“ nennen. In gleicher Weise begegnen wir dem Höchsten Wesen oftmals als Aditi, der „Unendlichen Mutter“. Himmel und Erde, das „Ur-Paar“, mit vielen Ebenen und Formen ihrer Manifestation, werden sogar in derselben Hymne die „Zwei Väter“ und die „Zwei Mütter“ genannt. Man könnte daher sagen, für die Rshis ist das Höchste Göttliche […]