Süß macht glücklich, bitter fördert Kreativität: heilende Kräfte der ayurvedischen Kräutertherapie
Um das Wesen und die Heilkraft von Pflanzen und Gewürzen zu erkennen, werden im Ayurveda Geschmack (rasa), Eigenschaften (guna), Thermik (virya), Geschmack nach der Verdauung (vipaka) und die spezifischen Heilwirkungen (prabhava und karma) erforscht. Neben der herkömmlichen Erkenntnisform des Studiums der klassischen Ayurveda-Schriften, die über 300 Pflanzen mit all ihren Einsatzmöglichkeiten detailliert beschreiben, dienen auch wagemutige Selbstversuche, in denen die körperlichen und mentalen Reaktionen auf ayurvedische Heilpflanzen, unbekannte Kräuterrezepturen und exotische Gewürzmischungen unter Einsatz aller Sinnesorgane beobachtet und analysiert werden, dem ganzheitlichen Erkenntnisprozess.
Das umfassende Wissen um Qualität, Heilwirkung und Einsatzmöglichkeiten von pflanzlichen, tierischen und mineralischen Heilsubstanzen ist nicht nur Grundlage der Ayurveda-Medizin, sondern fließt auch in die ayurvedische Ernährungstherapie und Kochkunst ein: Um ausgewogene und wohlschmeckende Speisen individuell auf die Jahreszeit und Konstitution abzustimmen, ist es genauso notwendig, über die Beschaffenheit von Ghee, Ingwer, Koriander und Mungbohnen Bescheid zu wissen, wie wenn wir Öle, Kräuterpackungen oder Gewürzmischungen für den medizinischen Gebrauch herstellen wollen.
Wichtigste Qualitätskriterien für den gezielten Einsatz von Gewürzen, Nahrungsmitteln und Kräutern stellen die Eigenschaften und Geschmacksrichtungen dar: Ob leicht oder schwer, trocken oder feucht, süß oder scharf…. 42 Eigenschaften und 6 Geschmacksrichtungen entscheiden darüber, ob wir durch die richtige Auswahl unsere Gesundheit fördern oder zerstören. Dabei stellen die Geschmäcker süß, sauer, salzig, scharf, bitter und zusammenziehend das wirkungsvollste Regulativ zum therapeutischen Ausgleich der Doshas (Körperenergien) und Dhatus (Körpergewebe) dar.
Auch auf die Psyche üben die Geschmacksrichtungen elementaren Einfluss aus. Nehmen wir Gewürze und Nahrungsmittel im rechten Maße und von guter Qualität zu uns, so vermittelt uns der süße Geschmack Liebe und Ausdauer, sauer wirkt anregend und belebend, salzig schenkt innere Stabilität und Wärme, scharfe Gewürze machen uns auch scharf im Geiste (fördern die Intelligenz) und im Unterleib (als Aphrodisiakum) und der bittere und zusammenziehende Geschmack öffnet den Geist und fördert die Kreativität. Auch die Konsummittelindustrie bedient sich der psycho-mentalen Wirkung der Rasas und profitiert von Schokoladen-Heißhunger (Schokoladensüße produziert Glückshormone) und Coca-Cola-Junkies (große Bourbonvanille-Anteile dienen als Stimmungsaufheller).
Mit dem bewussten Einsatz der sechs Geschmacksrichtungen können wir ayurvedische Speisen nicht nur zum Gourmet-Menü aufwerten, sondern auch gegen Übergewicht, Erkältungskrankheiten, Knochenabbau oder Hautbeschwerden vorgehen.
Jedoch wirken nicht immer alle Nahrungsmittel und Gewürze entsprechend ihres Geschmacks. Ähnlich wie bei […]