Heike Pöhlmann über die Paduka Puja als besonders wirksame Form des Rituals – auch in Europa seit Jahren praktiziert von Sivananda-Schüler Sri Kartikheyan
Nach der dem Yoga zugrunde liegenden Philosophie gibt es jenseits der mit unseren normalen Sinnesorganen und unserem Verstand wahrnehmbaren physischen Welt eine höhere Wirklichkeit: eine kosmische Ur-Essenz, die allen Wesen innewohnt. Sich mit diesem spirituellen Kern in uns wieder zu verbinden und so Harmonie auf allen Ebenen unseres Seins zu erlangen, ist letztlich Ziel des Yoga. Und vermutlich ist es auch das Geheimnis, warum Yoga auf so faszinierende Weise wirkt: Es verbindet uns mit unserem göttlichen Kern, mit der Intuition und Weisheit, dem ewigen Prinzip des Seins im ganzen Universum.
Um diese absolute, kosmische höchste Wirklichkeit zu erfahren, Zugang zu ihr zu bekommen, gibt es in der Bhakti Yoga-Tradition verschiedene Rituale.
Puja ist ein uraltes indisches Verehrungsritual, in dem ein Bildnis oder ein Gegenstand, der symbolisch für diese höchste Wirklichkeit steht, in verschiedenen Handlungen zusammen mit der Rezitation uralter, machtvoller Mantras aus den Veden verehrt wird. Die Gegenwart Gottes wird in dem Gegenstand der Verehrung angerufen, präsent und spürbar gemacht, um den Menschen, die an dem Ritual teilnehmen, zu helfen, sich auf eine andere Bewusstseinsebene einzuschwingen und so die göttliche Gegenwart zu erfahren. Gleichzeitig ist es ein Symbol für Selbsthingabe und Bitte um Führung und Segen auf dem spirituellen Weg.
Guru Puja
Der indische Lehrer Sri Karthikeyan schreibt in seinem Büchlein „Guru Puja“: “Puja ist eine wundervolle Mischung aus Karma Yoga (selbstlosem Dienen und Handeln), Bhakti Yoga (Verehrung, Hingabe), Raja Yoga (Geistesbeherrschung) und Jnana Yoga (Yoga des Wissens). Eine Menge Vorbereitungen sind vor dem Beginn der Puja notwendig. Während dieser Vorbereitungen ist der Verehrer mit seinen Gedanken ganz bei Gott, es ist eine Gelegenheit für ihn, Gott zu dienen. Diese Form von Karma Yoga hilft, den Geist schnell zu läutern. Während der Puja wird das allgegenwärtige Göttliche oder der spirituelle Lehrer symbolisch, mittels des im Ritual verehrten Gegenstandes, angerufen. Das Singen von Bhajans (spirituellen Lieder) und Kirtans (Anrufungen verschiedener Aspekte Gottes) vor dem Beginn des Rituals und die Wiederholung von Mantras mit Verständnis ihrer Bedeutung während der Zeremonie bringen das Licht der Hingabe im Herzen des Verehrers zum Leuchten und bereiten den Geist auf eine innere Konzentration vor. […]