Auch wenn es sich noch nicht so anfühlt, ayurvedisch gesehen, neigt sich das Jahr von nun an langsam dem Ende zu und es wird trocken und kalt – jetzt herrschen Vata-Energien vor. Teil 3 dieser Reihe beschäftigt sich mit dem Ausgleich von Vata im Spätherbst und Winter.
Die Herbsttagundnachtgleiche, die in diesem Jahr am 23. September von statten geht, markiert den Herbstbeginn und somit den Anfang der Vata-reichen Jahreszeit laut Ayurveda.
Der Winter aus ayurvedischer Sicht
Nach dem ayurvedischen Frühjahr (Februar bis Mai) und Sommer (Mai bis Oktober) steht nun der Winter, der im Ayurveda vom Spätherbst bis in den Frühling hinein andauert, vor der Tür. Ob man ihn nun gerne hat, oder aber die Kälte nicht ausstehen kann – um das ganze Jahr über gesund und ausgeglichen zu bleiben, lohnt es, auf das Wissen um die ayurvedischen Jahreszeiten zurückzugreifen, um den Dosha-Haushalt gezielt ins Gleichgewicht zu bringen. Jetzt im Januar zum Beispiel können wir der vorherrschenden Vata-Energie regulierend entgegenwirken. Dafür müssen wir zunächst die Eigenschaften von Vata kennen.
Das Vata Dosha und seine Bedeutung
Vata besitzt grundsätzlich die Eigenschaften beweglich, kalt und trocken und wird vor allem im Spätherbst und Winter besonders angeregt. Auch wenn man meinen könnte, dass Vata-Typen in einer Umgebung, die ihren Eigenschaften entspricht, eigentlich aufblühen müssten, ist es genau anders herum: Am schädlichsten für Vata-Typen sind Wind, Trockenheit und Kälte. Herrscht nun im Winter ein Zuviel an Vata vor, spüren wir das meist auf unterschiedliche Weise. So etwa an einer gesteigerten inneren Unruhe und Nervosität sowie an grundlos auftretenden, undefinierbaren Ängsten. Auf der physischen Ebene manifestiert sich Vata indes über Trockenheit der Haut und im Mundraum, über Blähungen und den allgemeinen Wunsch nach Wärme.
Vata regulieren: 5 ayurvedische Tipps für den Winter
Der ayurvedische Winter beginnt im Oktober und hält etwa bis Ende Januar an. Wir haben also noch ein paar Wochen vor uns, in denen uns das Element Vata, das die trockene Zeit der Winterruhe beherrscht und zum Grübeln einlädt, aus dem Gleichgewicht werfen kann. Doch was können wir tun, um Vata zu regulieren? Hier sind einige einfache aber wirksame Tipps:
1 wärmende & feuchtigkeitsspendende Körperpflege
Die wirksamste Maßnahme bei einem Vata-Überschuss in der kältesten Jahreszeit ist die Ganzkörper-Einreibung mit einem warmen Öl. Diese ist im Ayurveda als Abhyanga bekannt. Besonders wohltuend wirkt jetzt Sesamöl auf unsere Haut. Nicht nur die trockene Winterluft in der Natur, sondern vor allem auch die noch trockenere Heizungsluft in Räumen fördert die Dehydrierung, weshalb es jetzt besonders ratsam ist, viel Flüssigkeit aufzunehmen. Da die Haut unser größtes Organ ist, gilt es, sie mit Feuchtigkeit zu versorgen und mit ihr unseren gesamten Organismus. Vor allem Hände und Füße solltest du jetzt mit natürlichen Ölen einreiben, damit sie nicht austrocknen.
2 viel trinken
Nicht nur die Haut, auch unser System wollen wir im Winter vor übermäßiger Trockenheit bewahren. So ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Am besten über wärmende und ungesüßte Kräutertees. Es gibt zudem spezielle Vata-Tees, die mit Inhaltsstoffen wie Süßholz, Zimt, Kardamom oder Ingwer harmonisierend auf das Vata wirken.
3 nahrhafte Kost
Besonders Menschen mit einem ausgeprägten Vata-Anteil profitieren im Winter von warmen und nährenden Speisen. Nun ist der Hunger oft am größten, hinzu kommen die vielen Feiertage, die häufig zu einem übermäßigen Genuss einladen. Vor allem die Lust auf Süßigkeiten und Genussmittel wie Alkohol kann jetzt größer sein als sonst. Nun heißt es, Widerstehen und gut für dich zu sorgen! Beginne den Tag mit einem nahrhaften Porridge und koche dich mittags durch köstliche ayurvedische Curries. Verwende wenn möglich viele gesunde Öle und wärmende Gewürze wie Ingwer oder Pfeffer. Viele von ihnen sind in der ayurvedischen Gewürzmischung Vata-Churna enthalten. Salate, Rohkost und kalte Joghurts hingegen kühlen jetzt zu sehr aus. Wichtig: Lass dir Zeit und nimm deine Mahlzeiten an einem ruhigen Ort ein. Spät abends auf schweres Essen zu verzichten, fördert zudem den jetzt so wichtigen erholsamen Schlaf.
4 ruhige Auszeit & Regelmäßigkeit
Der Winter ist nicht nur in der Tierwelt die Zeit des Winterschlafs. Auch wir Menschen brauchen jetzt mehr Ruhe als im Sommer und einen gesunden Schlaf. Diesen können wir beispielsweise fördern, indem wir frühzeitig zu Bett gehen (22 Uhr) und elektronische Geräte abends noch viel frühzeitiger auszuschalten. Gerade im Winter suchen wir in Form von ausgiebigem Medienkonsum nach passiver Unterhaltung. So lautet das Rezept für einen erholsamen Schlaf: Buch statt TV und Gesellschaftsspiele statt Videospiele.
Um den Vata-Eigenschaften von Unruhe und Nervosität entgegenzuwirken, bedarf es einem geregelten Tagesablauf. Wer zum Beispiel trotz der Kälte früh aufsteht, kann viel Tages- und vielleicht sogar Sonnenlicht aufnehmen. Vor allem regelmäßige Mahl- und Schlafenszeiten tun jetzt gut.
5 Bewegung & frische Luft
Besonders in der dunklen Jahreszeit sollten wir so viele natürliche Lichtquellen wie möglich anzapfen. Zeit in der Natur zu verbringen, spazieren gehen, ein Arbeitsplatz am Fenster – es gibt viele Möglichkeiten, einer Winterdepression vorzubeugen. Yoga, Qigong oder andere Formen der sanften Bewegung unterstützten deinen Körper dabei, beweglich zu bleiben. Auch meditieren verhilft zu mehr Entspannung. Fließen, Loslassen, Dehnen und Entspannen lauten die Paradigmen der Vata-Zeit. Jetzt ist nicht die richtige Zeit, um Kraft oder Ausdauer aufzubauen, jetzt ist die Zeit, um dich liebevoll um dich selbst zu kümmern.
Zum Weiterlesen:
Kerstin Rosenberg: Ayurveda & Detox. Reinigende Kuren für freie Tage und das Wochenende, Königsfurt-Urania Verlag, 2018
Kerstin Rosenberg & Ulrike Kienzle: Mit Ayurveda gegen Stress. Rezepte und Anwendungen zur Entschleunigung, Königsfurt-Urania Verlag, 2018
Dr. Suhas Kshirsagar: Leben nach der inneren Uhr mit modernem Ayurveda. Mit der Kraft der Chronobiologie die Gesundheit fördern, Gewicht verlieren, besser schlafen und Stress reduzieren, Riva Verlag, 2019