Die Corona-Krise lässt uns tief in unsere eigene Seele blicken und in die unserer Familien, Freunde und Mitmenschen. Meine Seele schreit nach Freiheit, so wie sie es schon immer getan hat und immer tun wird. In dieser Pandemie wieder einmal besonders laut. Aber ist Freiheit wirklich das, was ich glaube, was sie ist?!
Wenn es einen roten Faden in meinem Leben gibt, dann ist es der Wunsch nach Wahrheit und Freiheit. Ich wuchs in einer reichen Familie auf, in der Machtmissbrauch, Geld und Gewalt regierte. Das führte dazu, dass ich mich früh in meine geistige Welt zurückzog und von einer heilen Welt träumte, in der alles gut und vereint ist. Bob Marley war der Held meiner Jugend. Mit ihm verband ich mich innerlich. Er, der damals am anderen Ende der Welt lebte und von einer Welt ohne Gewalt sang, rettete mich, weil ich erlebte, dass es Menschen gab, die für ihre Freiheit eintraten. Ähnlich berührt war ich von Martin Luther King, Joan Baez und Gandhi. Sie inspirierten mich. Sie motivierten mich dazu, mich für meine Freiheit einzusetzen. Das führte dazu, dass ich einige Male von der Polizei nach Hause gebracht wurde, nachdem ich von dort abgehauen war. Die Spitze dieser adoleszenten Befreiungsversuche endeten damit, dass ich in Italien von Interpol festgenommen wurde und von drei Polizisten nach Hause gebracht wurde. Ich muss dazu sagen, dass man Vater gute Verbindungen zur Polizei hatte und er meinen Wunsch, den Sommer im Süden zu verbringen, nicht teilte und auf diese Weise seine Beziehungen spielen ließ. Das Bild, dass ich damals mit 16 Jahren von drei Polizisten zurück nach Deutschland gebracht und in München meiner älteren Schwester übergeben wurde, lässt mich heute noch schmunzeln. Ich war alles andere gefährlich oder gewalttätig. Ich träumte lediglich von einem Leben in Freiheit.
Innere und äußere Freiheit
Diesen Wunsch nach Freiheit habe ich bis heute gelebt, so gut es mir möglich war. Natürlich bin ich auch immer wieder an innere und äußere Grenzen gestoßen. Aber es gab für mich immer Wege, meine Freiheit trotzdem auszuleben und dem Wunsch meiner Seele zu folgen.
Ich verband den Wunsch nach äußerer Freiheit mit vielen Reisen und einem Leben als Autorin und Redakteurin. Im Laufe der letzten (fast) zwei Jahrzehnte durfte ich im Auftrag von YOGA AKTUELL viele Gurus, Meister, Menschenfänger, Blender, Engel und Götter kennenlernen. Es war ein großes Geschenk, all diese Erfahrungen machen zu dürfen.
Im Laufe der Jahre erkannte ich, dass wahre Freiheit nur im Inneren zu finden ist. Und je mehr ich mit meiner inneren Quelle, mit meinem reinen Bewusstsein in Kontakt kam, desto mehr spürte ich, dass wahre Freiheit nur von innen kommt. Ich begann mich auch immer unabhängiger von den Worten der großen Meister zu machen und immer mehr auf meine eigene, innere Stimme zu hören.
Meine großen spirituellen Lehrer der Gegenwart
Während ich mir viele meiner spirituellen Lehrer freiwillig ausgesucht habe, habe ich derzeit einen neuen Meister: die Regierung, die sich in Zeiten der Pandemie über viele Grundrechte der Bürger einfach hinwegsetzt. In meinen Augen bekommt Corona gefühlt zu viel Macht, was dazu führt, dass viele Menschen in eine Angststarre verfallen, was wiederum dazu führt, dass die Regierung schaltet und waltet, wie es ihr gerade gefällt. Der Machthunger einiger weniger und die Machtabgabe an andere von vielen macht mir hier sehr zu schaffen. Das führt dazu, dass ich immer wieder eine Weile brauche, um in meine eigene Mitte zu finden, nachdem ich Nachrichten geschaut habe.
Aber auch die sozialen Medien halten große Lektionen für mich bereit und ich war doch sehr erstaunt, dass ich – als ich meine kritischen Gedanken, die ich – da wir in einer Demokratie leben – frei äußern wollte, massiv von Facebook-Usern, Bekannten und Freunden angegangen wurde. Ich war erstaunt, betroffen und erschrocken über die Vehemenz, mit der man mir konterte und ich erkannte, dass Corona auch noch einen Begleiter hat: die Angst. Diese beiden bilden ein sehr starkes Team. Ja, es ist sogar so stark, dass es Menschen zu Denunzianten mutieren lässt und dazu führt, dass ich mich nicht mehr mit jedem Menschen in meinem Umfeld über meine kritischen Gedanken äußere.
Ich bin keine Virologin und ich will die Gefährlichkeit des Virus nicht herunterspielen, aber die Tatsache, dass kritische Berichterstattungen vehement von der Regierung gelöscht werden, macht mich sehr skeptisch. Das führt dazu, dass bei mir immer wieder ein tiefes Gefühl der Verwirrung hinsichtlich der Berichterstattung entsteht. Ich weiß, dass viele Stimmen sagen, dass auch die Regierung nicht weiß, ob dieses Vorgehen richtig ist und ich möchte mit keinem Politiker tauschen, aber ich wundere mich, warum alle, die eine andere Meinung vertreten, als Verschwörungstheoretiker, AfD-Wähler, polarisierende Nicht-Denker oder unsolidarische Egoisten bezeichnet werden.
Was mich auch sehr traurig macht, ist, dass die Zahl der Denunzianten zuzunehmen und die Zahl derer, die für ihre Freiheit einstehen, abzunehmen scheint. Wie kann es sein, dass Menschen, die zu Demonstrationen aufrufen, sofort polizeilich verfolgt werden? Wie ist es möglich, dass die Polizei über Ostern Tausende Male angerufen wurde, weil Anrufer vermuteten, Menschen in der Nachbarwohnung gehörten nicht zum Haushalt? Erlebe ich das Verhalten der Polizei und Regierung, erinnert es mich wieder an mein Zuhause. Und je häufiger das Wort „Impfstoff“ in den Nachrichten auftaucht, desto öfter mischt sich eine ganz ungute Ahnung in mein Gefühl, nämlich die, dass es um viel Geld und viel Macht geht. Allerdings bin ich heute „vernünftiger“ als früher und wähle den Weg zu meiner inneren Quelle, anstatt mich erneut von der Polizei nach Hause bringen zu lassen 😊
Ein großer Lehrer
Ich schreibe gerade an einem Buch mit dem Titel „Das Leben, mein Meister“ und ich sehe, dass auch die derzeitige Situation wieder eine große spirituelle Lektion ist. Allerdings empfinde ich sie als sehr grausam. Sie hält mir jeden Tag den Spiegel meiner eigenen alten Traumata, der Ängste vor Freiheitsberaubung, aber auch meine Unzulänglichkeiten und Schattenseiten, meine Tendenz zur Bewertung gnadenlos vors Gesicht. Sie zeigt mir, dass ich vom eigentlichen Yoga, dem Zustand, wo die Aktivitäten zur Ruhe kommen, noch Lichtjahre entfernt bin. Sie konfrontiert mich aber auch in meinem nahen Umfeld und in der Gesellschaft mit Aspekten wie Angst, Machtgier, Neid und Hörigkeit. Und ich habe es nie für möglich gehalten, eine solche Situation selbst zu erleben. Somit lerne ich in dieser Zeit auch ein tiefes Gefühl von Demut und Dankbarkeit darüber, wie frei mein bisheriges Leben war.
Ein Herzenswunsch
Da unsere Zukunft offen ist und es heißt, dass wir mit unseren Gedanken die Welt erschaffen, wünsche ich mir ein noch tieferes Erwachen in eine noch größere innere und äußere Freiheit. Damit gemeint ist nicht, dass ich noch mehr reisen und machen will. Sondern dass ich im Außen als verantwortlicher, denkender und bewusster Mensch behandelt werde, dem das eigene Wohl, aber auch das Wohl aller anderen Wesen auf diesem Planeten am Herzen liegt, und der auch entsprechend handelt. Ich wünsche mir ein tieferes Erwachen in die innere und äußere Freiheit, die ICH selbst mitbestimmen kann. Wie diese Freiheit jedoch aussieht, das weiß ich nicht.
Master Han Shan, mit dem ich in diesen Tagen in einem Mailaustausch stand, schrieb mir dazu ein paar wunderbare Zeilen: „Jeder hat eine andere Vorstellung von Freiheit, die er gerne leben würde. Aber diese Vorstellung von Freiheit ist gebunden und abhängig von bestimmten Umständen so wie unser ganzes Leben von Umständen abhängig ist. Deshalb mein Spruch: „Wahre Freiheit bedeutet sich von der Vorstellung von Freiheit zu befreien“ oder anders ausgedrückt: „Wahre Freiheit heißt, sich von den Fesseln seiner eigenen Vorstellungen zu befreien“.
Seine Mail schenkte mir noch einen neuen Gedanken, auf den ich in dieser Situation bislang noch gar nicht gekommen bin! Wenn ich die Fesseln meiner eigenen Vorstellungen von Freiheit loslasse, dann ist es mir wohl auch vollkommen egal, was im Außen geschieht! Wow! Was für eine wunderbare, befreiende Aussicht!“ Ein wunderschönes Bild und eine gute Idee. Aber, da gibt es einen Haken: Wo finde ich den Schlüssel meiner Fessel?! Ja, ja, ich weiß schon … Aber, wenn das so leicht wäre …
Bleib gesund!