Geht dir vor lauter Stress im Berufsleben auch manchmal die Luft aus? Dann wird es Zeit, dass du mal öfters eine Pause machst, tief und bewusst ein- und ausatmest. Denn – so behauptet Patanjali – nur dann, wenn wir unsere Atem durch Übungen (Pranayama) bewusst lenken, können wir unseren Geist zur Ruhe bringen und unseren Körper mit dem versorgen, was er zum Überleben braucht. Schließlich nimmst du mit der Einatmung frischen Sauerstoff auf, der in alle Zellen deines Körpers transportiert wird und sie somit am Leben erhält. Darüber hinaus tankst du durch den Atem die notwendige Energie, die du brauchst, um den alltäglichen Anforderungen des Lebens standzuhalten. Mit anderen Worten unterstützt deine Atmung dich darin, den Anforderungen im Arbeitsalltag mit einem langen Atem zu begegnen.
Atmest du tief und bewusst ein- und aus, bist du in deinem Körper verwurzelt und spürst die Verbindung, die zwischen dir und allen anderen Menschen sowie mit dem ganzen Kosmos besteht. Fühlst du dich mit anderen Menschen und Wesen verbunden, fühlst du dich auch ein Stück vollkommener und mehr im Einklang mit dir selbst. Spürst du diese Verbindung und diese Vollkommenheit, gelingt es dir auch leichter, z.B. deine Arbeitskollegen oder deinen Chef in ihrem Anderssein zu akzeptieren.
Durchatmen, aufatmen – die Übungen
Die hier aufgeführten Atemübungen kannst du überall und immer wieder machen. Zum Beispiel kannst du eine der Übungen während einer Geschäftsreise im Flugzeug machen, wenn du spürst, dass du Angst bekommst, vor einem wichtigen Gesprächstermin oder in anderen Situationen, in der du merkst, dass du dich verspannst.
Deinen Atem spüren
Die folgende Übung hilft dir, deinen eigenen Atem bewusst wahrzunehmen, den Organismus mit frischem Sauerstoff zu versorgen und deinen Körper und Geist zu entspannen. Besonders empfehlenswert ist sie, wenn du lange im Internet unterwegs warst und den Kontakt zu deinem Körper verloren hast.
- Konzentriere dich sitzend auf einen Punkt in deinem Körper, z.B. die Nase, den Brust- oder Bauchraum, während du deinen Atem wahrnimmst. Lenke die Aufmerksamkeit vom Kopf und den unzähligen Gedanken hinunter in den Körper.
- Schließe ein paar Momente die Augen und versuche, deinen Atem so unmittelbar wie nur eben möglich wahrzunehmen – ohne den Atemrhythmus zu verändern.
- Wenn du einatmest, beobachte, wie der Atem durch die Nasenlöcher in deine Nase einströmt und durch den Rachen und die Luftröhre hinunter zum Bauch fließt. Beim Ausatmen beobachte, wie der Atem wieder durch die Nase aus dem Körper ausströmt und der Bauch wieder abflacht.
- Du kannst die Entspannung noch intensivieren, indem du dir innerlich sagst: „Ich atme Entspannung ein. Ich atme Anspannung aus.“ Durch diesen Satz bleibst du mit deiner Aufmerksamkeit automatisch mehr bei der Atmung. Wenn du merkst, dass deine Gedanken abschweifen, kehrst du mit deiner Aufmerksamkeit einfach wieder zum Atem zurück.
- Wenn du etwas geübter bist, kannst du diese Übung auch mit offenen Augen machen.
Tipp: Übungen wie diese solltest du nach Möglichkeit regelmäßig machen. Sie aktivieren den Parasympathikus. Das ist jener Teil des Nervensystems, der für Ruhe und Entspannung zuständig ist.
Tee oder Kaffee kühlen
Solltest du während der Arbeitszeit das Gefühl haben, dass deine Konzentration nachlässt, mach die nun folgende Übung. Wie bei allen Atemübungen empfiehlt es sich hier auch, das Fenster zu öffnen, damit du so viel frischen Sauerstoff wie möglich inhalierst.
- Du sitzt mit aufrechtem Rücken auf deinem Bürostuhl. Die Beine stehen im rechten Winkel, die Füße sind aufgestellt.
- Stell dir nun vor, dass du eine Schale mit heißem Wasser, eine Tasse Tee oder Kaffee in der Hand hältst und du noch nicht davon trinken kannst, weil die Flüssigkeit zu heiß ist.
- Atme dann tief durch die Nase ein und forme die Lippen so, als wolltest du pfeifen. Führe deine rechte Hand, in der du die imaginäre Wasserschale oder Tasse hältst, in die Nähe der Lippen. Atme durch die gespitzten Lippen aus – so lange bis der Impuls zur nächsten Einatmung automatisch kommt.
- Wiederhole diese Atmung so lange, bis du das Gefühl hast, dich wieder frischer zu fühlen.
Den Geist beruhigen
Vielleicht gibt es Tage, an denen du abends zugleich völlig überdreht und erschöpft bist, weil du so viel zu tun und keine ruhige Minute gefunden hast. Dann empfiehlt sich die folgende Übung. Sie unterstützt dich darin, den Geist zu beruhigen und gut zu schlafen.
- Komme in einen aufrechten, bequemen Sitz deiner Wahl oder lege dich auf den Rücken.
- Schließe die Augen und lausche dem Atem. Versuche, den Atem allmählich länger, ruhiger und fließender werden zu lassen, indem du ihn mehr und mehr entspannst.
- Atme dann langsam hoch zum Stirnraum. So als wolltest du einen reinigende Energie einatmen. Lass den Atem auch wieder ganz entspannt ausströmen und stell dir dabei vor, dass alle belastenden und überflüssigen Gedanken deinen Kopf mit der Ausatmung verlassen.
- Fahre damit fort, jeden Einatem hoch in den Stirnraum zu geleiten und deinen Ausatem mehr und mehr zu entspannen.
- Halte nun inne. Entspanne deinen Stirnraum in seiner ganzen Breite, Höhe und Tiefe – so, wie du ihn wahrnimmst. Verweile in dieser Entspannung – vielleicht solange, bis du einschläfst. Wenn du jedoch wach bleiben möchtest, vertiefe die Atmung wieder und öffne die Augen.
Tipp: Es müssen gar nicht immer ausgefallene Pranayama-Übungen sein, um den Geist zur Ruhe zu bringen oder eine tiefe spirituelle Einsicht zu erlangen. Oft sind es die feinen Impulse, die die Türe zu einem weiten Bewusstseinsraum öffnen.