Die zweite Speiche des Rades zeigt dir, wie du zu innerer Zufriedenheit und somit auch zu einem erfüllten Berufsalltag kommen kannst. Die Verhaltensregeln im Umgang mit dir selbst werden ebenfalls in fünf Richtlinien unterteilt: Klarheit, Zufriedenheit, Motivation, Studium der heiligen Schriften und Hingabe an das Höchste. Die Sorge für sich selbst wird oft unterschätzt. Aus der Sicht des Yoga geht es auch im Beruf darum, für das eigene Handeln und Nichthandeln die ganze Verantwortung zu übernehmen. Es beinhaltet auch, verantwortlich mit den eigenen Grenzen und Kräften umzugehen. Nur wer die eigenen Grenzen und Kräfte kennt, wird sich nicht übernehmen. Und nur wer sich selbst nicht überfordert, wird auch sich selbst und seine Mitarbeiter nicht überfordern.
Klarheit
Eine bewusste Ernährung führt dich zu innerer Klarheit. Gerade in einem von unterschiedlichen Anforderungen und Druck geprägten Berufsalltag fehlt den Menschen oft die Zeit, sich gesund zu ernähren. Wir greifen zu Fast Food, essen hastig zwischen Tür und Angel oder in der Kantine – oftmals zu schwer, zu fett und zu zerkocht.
Der Yoga bezeichnet den Körper als das Fahrzeug der Seele. Deshalb sollte er respektvoll und sorgsam behandelt werden. Wie in allen spirituellen Traditionen haben sich verschiedene Meinungen dazu gebildet, wie man den Körper und folglich auch den Geist durch die richtige Ernährung rein hält. Einige lehnen den Konsum von Fleisch, Zucker, Zwiebel und Knoblauch vollkommen ab. Andere Schulen wiederum betonen, dass es vor allen Dingen um die Haltung geht, mit der man isst. Was dem einen Menschen schadet, kann für einen anderen Organismus eine wertvolle Ergänzung sein. Folge deshalb nicht blind den Vorschriften anderer Menschen, sondern überprüfe immer wieder selbst für dich, was dir wirklich guttut. Was für die Ernährung gilt, gilt natürlich auch für Getränke. Achte darauf, nicht zu viel Kaffee zu trinken. Genieße stattdessen Kräuter- und Gewürztees oder heißes Wasser. Im Ayurveda sind Gewürze nicht nur reine Geschmacksverstärker, sondern auch gleichzeitig Heilmittel. Ingwer zum Beispiel beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor. Kardamom, Koriander und Senfkörner sowie Kümmel und Zimt wirken appetitanregend und verdauungsfördernd. Gewürznelken haben antiseptische Eigenschaften. All diese Gewürze findet man zum Beispiel im Yogitee.
Zufriedenheit
Normalerweise machen wir unsere Zufriedenheit von äußeren Faktoren abhängig: Etwa von unserem Wohlstand, unserer Karriere, von der Anerkennung, die wir von unseren Kollegen oder von unserem Chef erhalten. Aber diese Form von Glückseligkeit ist eine sehr vergängliche. Sie hat keine wirkliche Basis, weil sie von außen gefüttert ist. Es ist keine wirklich tiefe Zufriedenheit, weil sie nicht aus unserem Inneren entspringt. Solange du nicht mit deiner eigenen Quelle in Kontakt bist, wirst du immer wieder nach Bestätigung von außen suchen. Hast du das Glück und die Zufriedenheit einmal in dir selbst gefunden, erkennst du, dass es im Außen nichts braucht, um zufrieden zu sein. Dann wirst du auch die Gegenwärtigkeit viel intensiver erleben und genießen können, weil du aus dir selbst heraus lebst.
Motivation
Gemeint ist im klassischen Yoga die Glut, die Motivation, das innere Feuer, das dich immer wieder auf dem Yogaweg, dem Weg der Selbsterkenntnis, antreibt. Wenn du diese Motivation kontinuierlich in dein Berufsleben einbringst und in entsprechende Handlungen einfließen lässt, bildet sie eine wundervolle Basis, um ein zufriedenes und gleichzeitig erfülltes Arbeitsleben zu führen. Natürlich darfst du Motivation nicht mit blindem Ehrgeiz verwechseln. Frage dich deshalb immer wieder, was dein Handeln tatsächlich motiviert.
Studium der heiligen Schriften
Wenn du dich immer wieder in Schriften wie das Yoga-Sutra des Patanjali und auch spirituelle Literatur von klassischen oder modernen Meistern vertiefst, können sie dich darin unterstützen, dich selbst zu erkennen. Sie können dir helfen, die eigenen Schwächen und Stärken deutlicher zu erkennen und entsprechend damit umzugehen. Dadurch wird auch dein Verständnis über das Sein und über die Zusammenhänge aller Dinge tiefer. Dann kannst du auch im Berufsalltag mit schwierigen Situationen besser umgehen und die ein oder andere Situation mit dem entsprechenden Abstand betrachten, daraus lernen, was zu lernen ist.
Auch wenn sich die Sprache und die Vermittlung der tiefsten spirituellen Wahrheiten im Laufe der Jahrtausende verändert, so ist der Kern dieser Wahrheiten seit Menschengedenken immer der gleiche geblieben und beispielsweise für einen modernen Exporthändler heute genauso sinnvoll und lehrreich wie für einen indischen Teehändler, der vielleicht vor 1.000 Jahren gelebt und gearbeitet hat. Wenn du heute eine unmittelbare Erfahrung deiner selbst machst, wirst du diese alten Schriften auf eine ganz neue Weise lesen, ihre tieferen Botschaften verstehen und diese dann auch im Alltag und im Beruf beherzigen können.
Hingabe an das Höchste
Wenn du dich von den Äußerlichkeiten mehr und mehr lossagst, davon ablässt, nur dein Wohl und deine Karriere vor Augen zu haben und erkennst, dass du mit allen Menschen verbunden bist und dass jeder Mensch im Prinzip göttlich ist, dann wird im Laufe der Zeit ganz organisch der Wunsch entstehen, dich dem Höchsten – wie es im Sutra des Patanjali heißt –hinzugeben. Dann wirst du beginnen, zum Wohle aller Wesen zu handeln und kannst dabei etwa in einem Arbeitskollegen, den du immer nur abgelehnt hast, erkennen, dass er genau wie du ein göttliches Wesen ist. Wenn dir dies gelingt, wirst du deinen Arbeitsplatz als einen Ort der Freude und als eine Quelle der Inspiration betrachten – und immer darauf achten, dass du zum Wohl aller Wesen handelst!