Eigentlich denkt man beim Wort Sommer meistens an Leichtigkeit, Sonne, Glück und Entspannung. Eigentlich. Wer mit Ängsten zu kämpfen hat, der weiß, dass sie auch den schönsten Sommertag grau werden lassen. Folgende Übungen können dir helfen, Angstattacken oder Panik zu überwinden.
Nachdem ich in den vergangenen Tagen gleich mehrere Leserbriefe zu meinem Buch Die Angst, der Buddha und ich bekommen habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um ein paar Übungen gegen Ängste vorzustellen. Es sind Übungen, die du besonders gut in der Natur machen kannst. Das Motto lautet: „Verbinde dich mit der Natur!“ Genauso lautet auch der Themenschwerpunkt unserer derzeitigen Printausgabe, so dass du hier und im aktuellen Heft verschiedene Möglichkeiten findest, um dich besonders an schönen Tagen mit der Natur zu verbinden. Denn die Natur ist unsere Mutter. Sie schützt und behütet dich und kann dir auch an solchen Tagen helfen, an denen dir der Boden unter den Füßen verloren geht, weil Ängste dir das Leben schwer machen.
Es gibt drei Dinge, die du beachten solltest:
1. Ängste sind Gedanken, die sich meistens auf die Zukunft beziehen. Deshalb ist es wichtig, in den gegenwärtigen Moment zu kommen! Der unmittelbare Kontakt mit der Erde kann dich über deine Sinne zurück in den Moment holen.
2. Unser Verstand kann sich nicht mit zwei Gefühlen gleichzeitig beschäftigen. Er kann sich nur auf eine Sache konzentrieren. Wenn du also Angst hast, dann ist es ratsam, dass du deine Achtsamkeit umlenkst! Richte deine Aufmerksamkeit weg von der Angst hin – zum Beispiel – zu einem schönen Baum oder zu einer duftenden Blume.
3. Sei geduldig! Besonders dann, wenn du unter massiven Ängsten leidest, wird es an manchen Tagen leichter gehen und an anderen Tagen etwas dauern, bis du im gegenwärtigen Moment ankommst oder deine Aufmerksamkeit umgelenkt hast. Gib aber bitte nicht frühzeitig auf. Vertraue stattdessen darauf, dass die Übungen früher oder später ihre Wirkung zeigen. Es dauert etwas, bis sich im Gehirn neue neuronale Verbindungen entwickelt haben. Es ist besonders die Wiederholung, die wichtig ist. Bleib also dran!
Verbinde dich mit der Natur!
Folgende Übungen eignen sich besonders, wenn du gerade mit akuten Angstattacken zu tun hast:
1. Mit einem Baum atmen
Such dir einen Baum und stell dich entweder mit dem Rücken an ihn oder schau ihn an. Komm dann in Tadasana, die Stellung des Berges. Steh hierzu mit beiden Füßen parallel und hüftbreit auseinander auf dem Boden. Das Becken ist aufgerichtet, die Schultern sind entspannt. Verbinde dich mit dem Baum. Wenn es dir möglich ist, dann schließ die Augen, um so Kontakt mit dem Baum und seiner Energie aufzunehmen. Wenn deine momentanen Ängste zu stark sind, um die Augen geschlossen zu halten, lass sie geöffnet. Wenn du das Gefühl hast, eine Verbindung mit dem Baum hergestellt zu haben, atme die Kraft des Baumes ein. Stell dir beim Ausatmen vor, wie deine Ängste über die Füße in die Erde abfließen. Einatmend holst du dir die Kraft des Baumes, ausatmend lässt du deine Ängste los. Atme so in deinem eigenen Rhythmus. Alternativ kannst du den Baum auch umarmen, dich so noch einmal unmittelbarer mit ihm verbinden und dann seine Kraft ein- und die Angst ausatmen.
2. Mit der Erde verbinden
Mit dieser Übung kannst du dich unmittelbar mit der Erde verbinden. Je mehr du mit deinen Händen die Erde berührst und in Kontakt bist, desto mehr gehst du aus dem Kopf heraus und in den gegenwärtigen Moment hinein. Diese Übung ist Achtsamkeit pur. Versuch, vollkommen im Moment zu sein und die Erde zu berühren. Versuch, mit all deinen Sinnen bei der Übung zu sein. Rieche und fühle die Erde! Sie trägt dich! Berühre sie mit deinen Händen. Wühle in ihr. Arbeite im Garten und grab ein Stück Erde um. Pflanze Blumen in die Erde. Wenn du keinen Garten hast, dafür aber einen Balkon, kannst du auch hier Verbindung zur Erde herstellen. Kauf dir ein paar schöne Blumen und pflanze sie in Töpfe.
3. Barfußgehen
Such dir eine Wiese oder einen Park und geh hier barfuß Schritt für Schritt. Einatmend hebst du den rechten Fuß. Ausatmend lässt du ihn in der Luft. Einatmend bleibst du mit dem Fuß noch in der Luft. Ausatmend setzt du ihn am Boden ab. Erst dann, wenn du den rechten Fuß ganz am Boden abgesetzt hast, hebst du den linken Fuß. Geh so zehn Schritte hin und her. Wenn deine Angst zu stark ist und du dich in dieser Langsamkeit nicht auf die einzelnen Schritte konzentrieren kannst, dann geh ruhig etwas schneller. Geh aber nicht mehr als zehn oder 20 Schritte hin und her.
4. Mach Yoga in der Natur
Such dir einen schönen und ruhigen Platz in der Natur, um hier ganz entspannt Yoga zu machen und dich über die Praxis mit der Natur zu verbinden. Genieß das Gefühl von der Natur getragen zu werden. Erlebe bewusst, wie du Prana einatmest und verbrauchte Luft wieder ausatmest. Nimm die Vögel wahr. Höre ihre Botschaft. Öffne dich für das, was die Natur dir zu sagen hat, während du deine Übungen unter freiem Himmel machst. Erde dich durch die Übungen.
Nimm dir die Zeit, diese Übungen nach Möglichkeit regelmäßig zu machen. Auch wenn es nur sieben Minuten am Tag sind, die du dir schenkst: Körper, Seele und Geist werden es dir danken! Diese Übungen werden dich darin unterstützen, den Sommer wieder zu genießen.
Zum Weiterlesen:
Die Angst, der Buddha und ich von Doris Iding, Nymphenburger Verlag 2013