Auf Einladung seines Ausbilders Dr. Prasanth ging Yogalehrer Peter Brose gemeinsam mit seiner Frau nach Kerala, um dort in einer Ayurveda-Klinik im Tropenwald MS-Erkrankte mit Yoga zu begleiten. Einige Erfahrungen aus dieser individuell ausgerichteten therapeutischen Anwendung von Yoga schildert er hier.
Der Regen hat die Luft in der Nacht etwas abgekühlt. Zu Beginn der Yogastunde sind es nur noch 24 Grad. Sechs Uhr fünfzehn. Aus allen Richtungen der Waldklinik kommen die Patienten zur Yogahalle, einer überdachten Fläche in der Mitte des Parks. Ich habe mir auf dem Weg dorthin drei Mangos von der Wiese abgesammelt. Welch köstlicher Duft!
Dreimal tönt das Om lang, satt und in der Harmonie einer Gruppe, die sich gefunden hat. Sie kommen aus Bulgarien und Indien, aus Deutschland und Südafrika. Diese Woche kommt eine Schweizerin dazu. Sie alle haben neurologische Symptome, die meisten haben Multiple Sklerose. Elf Patienten sind heute Morgen hier. Wir chanten das Gayatri-Mantra. Yoga ist hier in dieser Klinik ein Teil der Behandlung. Vielleicht sollte ich besser sagen, er müsste eigentlich ein Teil der Behandlung sein. Denn es ist schwer, Yogalehrer zu finden, die mit der komplizierten Thematik vertraut sind. Dabei geht es genau hier bei der Behandlung dieser Symptomatik um die Essenz des Yoga. Den Atem verstehen lernen. Mit dem Atem bewusst den eigenen Körper und das eigene Denken erfahren. Verloren gegangene Nervenverbindungen zu einzelnen Muskeln aufspüren und möglicherweise wieder neu organisieren. Genau deshalb hat uns der Doktor hergeholt. Er hat mich speziell auf die Symptomatik seiner MS-Patienten ausgebildet und wünschte sich die Hilfe von mir und meiner Frau vor Ort in der Klinik.
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Dr. Prasanth erklärt den Patienten, dass die Ursache für die Symptomatik zu etwa 50 % in der Genetik, dem Lebensstil, äußeren Einflüssen und der Ernährung liegt. Die anderen 50 % kommen aus dem psycho-emotionalen Befinden, einer irritierten Selbstwahrnehmung und aus Erfahrungen in früheren Lebensjahren. Genau für diesen Teil der Ursachen bietet uns Patanjali die Lösung an. Die Yoga-Sutras sind praktisch die erste wissenschaftliche Arbeit zur Psychotherapie: aus Beobachtungen heraus geschaffenes Wissen.
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