Der Franziskusweg: Die angenehm wenig frequentierte Pilgerroute in Italien kann das Herz zutiefst berühren – das durfte unsere Autorin Doris Iding dieses Jahr erfahren. Ihre Eindrücke teilt sie hier mit dir.
Klick, klick, klick. Ich versuche, meine Wanderstöcke leise aufzusetzen. Sie sollen die wunderschöne Stille, in der ich 250 km durch die Toskana und Umbrien wandere, nicht stören. Klick, klick, klick. Mal dumpf, mal schrill, wenn die Spitze des Wanderstocks auf einem Stein, auf Sand, auf Asphalt den Boden berührt, begleitet mich das Geräusch mal laut, mal leise zehn Tage lang. Was ich ebenfalls immer wieder hören werde, ist ein Schnaufen, ein Ächzen, ein Stöhnen, weil mich oder eine meiner beiden Weggefährtinnen der Anstieg von bis zu tausend Höhenmetern auf einer Tagesstrecke körperlich fordert. Nicht umsonst gilt der Franziskusweg als einer der anstrengendsten Pilgerwege Europas. Dann werde ich auch immer wieder Mantras hören, entweder in meinem Kopf oder leise vor mich hin gechantet. Sie helfen mir, anstrengende Wegstrecken besser zu bewältigen. Und natürlich höre ich von meinen Mitwanderinnen immer wieder ein „Ach, wie schön!“ oder „Wow, wie toll ist die Landschaft!“ oder ein „Wie lecker schmeckt das denn …!“
Was das klickende Geräusch betrifft: Es sind nur meine Wanderstöcke zu hören. Meine beiden jungen Weggefährtinnen, fünfundzwanzig und dreißig Jahre alt, haben keine dabei. Sie brauchen keine, wie sie behaupten. Dass die Blasen und der Muskelkater, über die sie jeden Abend lauten stöhnen, damit in Zusammenhang stehen könnten, dass sie keine Stöcke haben, glauben sie nicht. Ich schon. Denn ich bin doppelt so alt und habe weder Muskelkater noch Blasen. Oder liegt es an den guten Schuhen oder an meiner regelmäßigen Yogapraxis oder am Sport, der mich fit hält? Wer weiß es schon, wie die Dinge zusammenhängen.
Die Strecke
Der Franziskusweg ist im Vergleich zum Jakobsweg ein Geheimtipp. Während sich auf dem Weg nach Santiago die Pilger in Massen vorwärtsbewegen, haben wir hier nur sehr wenige andere Pilger getroffen. Es gab Tage, an denen wir ganz allein auf den Spuren Franiskus‘ wandelten. Dabei führte uns der Weg durch herrliche Landschaften von La Verna nach Assisi. Die meisten Pilger beenden ihre Tour hier. Andere nehmen diese Stadt als Startpunkt und wandern dann weiter nach Rom. Insgesamt ist die Strecke 436 […]