Die Kraft der Hingabe: Was macht Bhakti-Yoga eigentlich aus, und wie kann diese lebensbejahende Lehre unser tägliches Leben bereichern?
Bhakti-Yoga ist bekanntlich der Yoga der Liebe und der Hingabe. Häufig assoziieren wir damit das Bild einer andächtig betenden oder im Lobgesang versunkenen Person – vielleicht auch, weil wir Bhakti-Yoga oft in einen religiösen Kontext setzen. Dabei ist dieses Bild unvollständig, denn Bhakti-Yoga ist durchaus mehr als nur das Anbeten einer Gottheit. Vielmehr trägt er das Geheimnis eines zufriedenen Lebens in sich. Was wir nämlich oft übersehen ist, dass die Anbetung nur ein möglicher Ausdruck von Hingabe ist. Sie ist nur die äußere Schicht. Denn Bhakti-Yoga ist in erster Linie eine Art und Weise, das Leben zu betrachten.
Die versteckte Essenz der Hingabe
Die eigentliche Magie des Bhakti-Yoga wird uns nicht auf den ersten Blick klar, was aber wie gesagt daran liegen könnte, dass wir die Hingabe an sich meist in den Kontext eines religiösen Glaubens setzen und uns folglich zu stark an dem orientieren, was wir bei den Bhakti-Yogis an äußerlich sichtbaren Taten beobachten. Die Weisheit des Yoga ist jedoch viel mehr Philosophie als Religion, weshalb die innere Einstellung viel wichtiger ist als die äußere Tat. Das wird beispielsweise auch in der Bhagavadgita deutlich. Ihr zwölftes Kapitel beschäftigt sich eindringlich mit dem Thema des Bhakti-Yoga. In diesem Kapitel ist unter anderem die Rede davon, keinen Unterschied zwischen Glück und Unglück zu machen, sondern allen Situationen im Leben gegenüber eine Art Gleichmut zu entwickeln.
Doch warum ist Gleichmut ein Teil der Hingabe, und was bedeutet dieser Aspekt für uns? Wenn wir gleichmütig auf positive wie negative Ereignisse reagieren, dann bedeutet das keineswegs, dass uns alles total egal ist. Auch der Begriff „Gleichgültigkeit“ könnte – wenn man ihn vom Wortlaut her betrachtet – einfach nur aussagen, dass alles gleichermaßen gültig ist. Das bedeutet, dass wir die Gültigkeit dessen anerkennen, dass eine Sache oder eine Situation ins Leben getreten ist. Mit anderen Worten sprechen wir hier von der Akzeptanz des jetzigen Moments. Denn wahre Hingabe können wir nur leben, wenn wir das, was sich momentan in unserem Leben zeigt, akzeptieren und es folglich als gültig und somit als Realität anerkennen. Wir können uns einer Sache eben nur hingeben, wenn wir sie zuvor […]