Im Ozean des Lebens gibt es nichts, was Bestand hat. Denn das Leben fließt und ist ununterbrochen in Bewegung. Die einzige Konstante ist bekanntermaßen die Veränderung. Manchmal können wir uns dem vertrauensvoll hingeben. Manchmal machen die Wogen des Lebens uns aber auch Angst oder wir erkennen den größeren Zusammenhang nicht, finden keinen positiven Sinn darin.
Jede Lebensstufe bringt ihre ganz eigenen Aufgaben, Herausforderungen und Wachstumschancen mit sich. Es kann uns Halt in der Ungewissheit geben, uns dessen bewusst zu sein und darüber zu reflektieren, wo wir da gerade stehen, wo wir herkommen und wo wir gerne hinwollen. Egal wo wir hingehen – wir bringen immer unsere Geschichte und auch die unserer Vorfahren mit. Das können wir als Last empfinden oder ab als ein Erbe auf das wir aufbauen können. Immer stehen wir als Kinder auf den Schultern derjenigen, die vor uns da waren. Indem wir das bewusst reflektieren können wir auch entscheiden, was wir von den Generationen vor uns dankbar an- und mitnehmen möchten – und wovon wir uns bewusst verabschieden und es anders machen wollen.
Biographisches Schreiben
Ein Weg, sich mit den individuellen Entwicklungsaufgaben und Wahlmöglichkeiten auseinanderzusetzen ist der Blick auf die eigene Biographie. An jedem Punkt unseres Lebens lohnt es sich, den größeren Zusammenhang und unsere bisherige Lebensspur zu betrachten. Vielleicht erkennen wir dann auch bestimmte Muster und können bewusst entscheiden, ob wir diese beibehalten oder neu gestalten möchten. Vielleicht ergibt vieles rückblickend mehr Sinn. Und wir gehen innerlich ausgerichtet nach vorne.
Für viele hat es sich als bereichernd erwiesen, die Gedanken zur eigenen Biographie aufzuschreiben. So ist das „biographische Schreiben“ entstanden (zumindest die Bezeichnung – denn seit der Mensch schreibt, schreibt er über seine Erfahrungen). Häufig erleben Menschen dabei auch eine Befreiung, wenn sie sich auch Altes, Belastendes von der Seele schreiben können.
Tipps für das biographische Schreiben
- Lege dir ein Heft zu, das du schön findest und das dich ermutigt, es zu füllen.
- Schreibe zunächst alles auf, was dir durch den Sinn geht. Achte dabei nicht auf eine Gliederung oder einen strukturierten Aufbau, vergiss alles, was du in der Schule darüber gelernt hast – lass deinen Gedanken freien Lauf.
Es geht nicht um sprachliche Stilsicherheit oder kunstvolle Formulierungen, sondern darum, einen Prozess anzustoßen, der zu Selbstbesinnung, Klärung und einer Standortbestimmung führt. Gedanken, Gefühle und Ideen werden geordnet
- Manche schreiben gerne am Morgen, andere lieber am Abend, bevor sie schlafen gehen. Manche schreiben mit der Hand, andere setzen sich lieber an ihren PC oder Laptop. Finde selbst heraus, ob es für dich einen Unterschied macht und was dir zu welchem Zeitpunkt mehr liegt. Es gibt kein richtig oder falsch.
- Es ist hilfreich, sich das Geschriebene auch wieder durchzulesen, weil sich dann weitere Türen der Erinnerung öffnen und das den Schreibfluss fördert.
- Eine gute Einstiegsmöglichkeit ist eine Art „Interview mit mir selbst“. Stelle dir Impulsfragen wie: „Welcher Geruch erinnert mich an meine Kindheit?“, „Welchen Spitznamen hatte ich früher?“, „Welche Musik habe ich als Jugendliche besonders gemocht?“, „Was war die wichtigste Zeit in meinem Leben?“, „Wem würde ich gerne noch einmal begegnen und warum?“, „Gab es in meiner Familie ein Tabu?“, „Welche war die schwierigste Phase in meinem Leben und wie bin ich damit umgegangen?“, „Welche Menschen standen mir in einer bestimmten Phase meines Lebens besonders nah?“.
- Besonders wohltuend kann es sein, eine sogenannte Freudenbiographie zu schreiben. Schreibe alles auf, was dich gefreut, angeregt oder beglückt hat. Erinnere dich an besondere Sinnesfreuden. An berufliche und private Erfolge. Auch an das Glück nach einer schwierigen Phase.
Noch mehr Impulse zum Thema biographisches Schreiben:
Brigitte Hieronimus mit Hermann Galle:
„Mut zum Lebenswandel – Wie Sie Ihre biographischen Erinnerungen sinnvoll nutzen“,
J. Kamphausen / Weltinnenraum 2016