Kennst du dieses Gefühl, angenehme Langeweile zu haben? Einfach nur mal dasitzen und nichts tun. Alle sind getrieben in einer geschäftigen Welt und niemand findet zur Ruhe. Vor lauter Aufgaben und Druck und wegen dem Gefühl, keine Zeit zu haben, rasen wir durch die Welt – und haben nicht das Gefühl, unser wirkliches Potenzial entfalten zu können.
Es gibt aber etwas, was dich darin unterstützen kann, wieder zu dir zu kommen. Das Zauberwort lautet: Muße! Sie hilft dir, das Leben mit mehr Qualität zu erfüllen. Wenn du dich tiefer mit ihrer verwandelnden Kraft beschäftigst, dann wirst du erkennen, dass sich dir neue Freiheiten erschließen werden. Muße wirkt förderlich auf den Umgang mit dir selbst, anderen Menschen und sogar auf die Umwelt. Und sie ist ein hilfreicher Schritt auf dem spirituellen Weg.
In ihrem Buch Das Muße-Prinzip stellt die Dharmalehrerin Nicole Stern die Muße vor. Sie selbst praktiziert seit vielen Jahren Meditation und hat in ihren Retreats auch sogenannte „Muße-Stunden“ integriert, wohlwissen, wie gut sie uns bei unserer spirituellen Praxis unterstützen können.
Für Nicole Stern ist Muße mehr als nur zeitlicher Freiraum. Sie ist Erlebensqualität, die folgende Aspekte beinhaltet:
- Auszeiten nutzen
- Lebenslust erleben
- Die Mitte finden
- Zeit für Wesentliches finden
- Sich die Erlaubnis zum Nichtstun geben
- Leichtigkeit und Humor entfalten
- Stärke im Wandel finden
Vielleicht ist Muße für dich ja noch ein Fremdwort. Deshalb lass uns doch mal damit beginnen, einen Blick auf deine Fähigkeit zu werfen, nichts zu tun. Hierzu eine kurze Reflexionsübung.
Reflexion: Wie gut bist du im Nichtstun?
Frage dich, ob du Ruhe und Stille gut aushalten oder sogar genießen kannst. Oder assoziierst du mit Nichtstun faul sein? Eine Eigenschaft, die in unserer Leistungsgesellschaft ja nicht allzu gerne gesehen wird. Hinterfrage dich, ob du Nichtstun wirklich mit Faulheit gleichsetzt. Frage dich:
- Lass ich mich unbewusst von alten Bewertungen leiten, die ich in der Kindheit gehört habe, wie zum Beispiel: „Schau nicht in die Luft“, „Hör auf, Daumen zu drehen“ oder „Lass dich nicht so treiben, sondern tu endlich was“.
- War Nichtstun in meiner Familie erlaubt oder unerwünscht?
- Sind mir Sprüche vertraut wie „Müßiggang ist aller Laster Anfang“? Habe ich diesen Satz bislang kritisch in Frage gestellt?
Überprüfe, ob solche Aussagen dich davon abhalten, zu entspannen und einfach mal nichts zu tun.
Übung: Nichtstun lernen
Kannst du das Nichtstun einfach genießen? Erlaubst du dir selbst immer mal wieder, nichts zu tun?
Gib dir selbst feierlich die Erlaubnis, nichts zu tun. Erlaube dir, auch kein Yoga zu machen oder zu meditieren. Einfach mal abhängen. Nichtstun des Nichtstuns wegen.
Vielleicht fällt es dir schwer, nichts zu tun. Aber: das kannst du lernen!
Starte folgendes Experiment: Versuche, zwei Wochen lang jeden Tag zehn Minuten nichts zu tun. Setz dich auf dein Bett, dein Sofa oder auf eine Parkbank. Schau, was passiert. Achte darauf, was genau dich davon abhalten will. Sei neugierig! Diese zwei Wochen können dir ganz viel über dich selbst verraten!
Zum Weiterlesen:
Nicole Stern:
Das Muße-Prinzip: Wie wir wirklich im Jetzt ankommen
Arkana 2016