Die kelto-germanischen Riten im Jahreskreis, Teil 1
Die Übergangszeit vom Herbst zum Winter und ihre Jahresfeste
Die Suche nach den animistischen Wurzeln der Jahresfeste unserer kelto-germanischen Vorfahren führt uns direkt zum Mythos, der in jeder Kultur die Basis der Kosmologie mit all ihren Zyklen und Ereignissen bildet. Die Feste markieren die wichtigsten Punkte im Sonnen- und Mondjahr. Das Sonnenjahr besteht aus zwölf Monaten, das Mondjahr aus dreizehn. Die Sonnenfeste haben ein fixes Datum, die Mondfeste richten sich meist nach dem ersten Vollmond im jeweiligen Monat.
Heidentum:
Unsere Ahnen leben auf der Heide, sie sind also „Heiden“ im ursprünglichen Sinn. Dort, wo später christliche Kirchen gebaut werden, pflegen sie ihre Riten und Kulte in „Heiligen Hainen“, da keine von Menschenhand geschaffene Architektur die Perfektion des Waldes übertreffen kann. Sie begreifen ihr lebendiges Universum als beseelt und begeistert. Animus und Anima sind die männliche und weibliche Form der ewigen Seele, die jeder geborenen Wesenheit innewohnt. Die Entitäten der spirituellen Welt wirken in allen natürlichen Vorgängen. Nichts ist wunderbarer, heilsamer oder heiliger als Mutter Natur
„Goth“ ist für sie das Göttliche. Für uns inkarnierte, in der Polarität lebende Wesen ist es die unbegreifliche Einheit: ohne Artikel, geschlechtslos, verborgen, rätselhaft. Dessen Farbe, das mystische Grün, verwandelt in jedem Frühling eine ehemals gefrorene, grau-braune Ödnis in einen blühenden, fruchtbaren Garten, der neues Leben, Nahrung und ehrfurchtgebietende Schönheit hervorbringt.
Die Grundlage der kelto-germanischen Kosmologie bildet der Mythos. In ihm sind die Entstehung des Universums, die Erschaffung der Welt, der Kristalle, der Pflanzen, der Tiere und der ersten Menschen beschrieben. Das Wirken der Götter, die Bedeutung der neun Welten, der Zyklus von Tod und Wiedergeburt, die Zauberei, die Heilkunde, kurz: das ganze schamanisch geprägte Weltbild wird erklärt.
»Feste und Rituale verankern im Bewusstsein einer Gemeinschaft die substanziellen und energetischen Veränderungen von Abläufen (von Jahreszeiten, Lebensabschnitten, Gestirnkonstellationen, Zeitaltern) und die Verehrung von Göttern und Ahnen, die das Werden und Vergehen begleiten.«
Grundlagen des Pantheismus
Für die Menschen, damals wie heute, ist das wichtigste Prinzip das des Überlebens. Das Beobachten, Wahrnehmen und Voraussagen von natürlichen Prozessen ist also vordringlich. Über alle Zeiten hinweg haben Menschen Naturphänomene erforscht, ihre Abläufe studiert und so Gesetzmäßigkeiten herausgefunden, die ihnen bis heute helfen, im Einklang mit der Natur zu leben. […]