Im Buddhismus wird diese wunderbare Göttin von allen anderen Bodhisattvas und Wesen gleichermaßen verehrt. Wenn wir ihr vertrauen, unterstützt sie uns auf dem Weg in die innere Freiheit. Sie gibt uns die spirituelle Führung, die wir brauchen, um vollkommen zu erwachen.
21 Lobpreisungen an Tara
Die Lobpreisungen der 21 Taras sind ein traditionelles Gebet aus dem tibetischen Buddhismus. Dabei hat jede der 21 Erscheinungen dieser weiblichen Gottheit ihren spezifischen Namen und eine ganz besondere Anbetung, die ihr zugeschrieben wird. Mit Hilfe des jeweiligen Mantras bietet Tara Schutz vor den unterschiedlichsten Ängsten und Sorgen. Wenn man ihre Mantras regelmäßig praktiziert, zeigt sie so den Pfad aus dem irdischen Leid hin zur Erleuchtung.
1. Wir verehren dich, oh Tara, deren Blick einem Blitz gleicht
Gelobt sei die Göttin Tara, die Herrscherin, die schnell und ohne Angst ist. Ihre Augen leuchten auf wie ein Blitz. Sie wurde aus den geöffneten Blütenblättern des Lotusgesichts geboren, in einem Ozean aus Tränen von Avalokiteshvara, dem Beschützer der drei Welten.
Aufgabe: Tara kontrolliert, weil sie alles sieht und weiß. Sie möchte uns aufwecken. Sie möchte uns dazu bringen, aktiv zu werden und unseren eigenen Blick zu klären. Wenn wir die Welt durch Taras Augen betrachten, entwickeln wir Mitgefühl allen Wesen gegenüber. Wir stärken unsere Intuition und unsere Weisheit.
Erscheinung: Rote Tara
2. Wir verehren dich, oh Tara, deren Gesicht Hunderten von aufgetürmten Vollmonden gleicht
Gelobt sei die Göttin Tara, deren Licht weiß ist wie der Vollmond und in einem solchen Antlitz erstrahlt, das dem Licht von 1000 Sternen gleicht.
Aufgabe: Tara strahlt ihr weißes Licht aus und möchte uns damit zeigen, dass sie das Leid in der Welt auf friedliche Weise lindert. Wenn wir sie verehren, wird sie uns darin unterstützen, in unsere eigene Mitte zurückzukommen. Bei uns selbst angekommen, können wir unser Herz öffnen und Güte und Mitgefühl kultivieren. Dann wird sich auch unsere Ausstrahlung ändern.
Erscheinung: Weiße Tara
3. Wir verehren dich, oh goldene Tara, die du die Verkörperung der höchsten Tugenden darstellst
Gelobt sei Tara, die aus einem golden-blauen Lotos geboren worden ist. Sie ist die Göttin, die gesegnet ist mit den Tugenden von Geben und Ausdauer, Freigiebigkeit, Fleiß, Geduld, Konzentration und Weisheit.
Aufgabe: Mit ihrem goldenen Herzen symbolisiert sie Großzügigkeit und Altruismus. Sie hält einen geöffneten Lotos in ihrer rechten Hand. Dieser symbolisiert ihre Erleuchtung und macht deutlich, dass sie alle zehn Bodhisattva-Stufen erfolgreich gegangen ist. Von diesem vollkommenen Ort aus möchte sie uns dazu ermutigen, Stufe für Stufe zu nehmen. Sie will uns darin unterstützen, dranzubleiben und Schritt für Schritt den Weg des Erwachens zu gehen – komme, was wolle.
Erscheinung: Goldene Tara
4. Wir verehren dich, oh Tara, die du die Göttin mit unbegrenzten siegreichen Handlungen symbolisierst
Gelobt sei Tara, Juwel in der Krone der Buddhas. Sie ist die Symbolfigur, die durch ihre Taten zahlreiche Übel überwunden hat. Durch ihren Mut hat sie die allumfassende Vollkommenheit erlangt. Sie ist die Herrscherin, der alle Bodhisattvas vertrauen.
Aufgabe: Diese Tara gilt als Mutter alle Buddhas und vereint die unschätzbar kostbaren Eigenschaften Mitgefühl, Güte und Weisheit in einer Person. Sie wird selbst von den Buddhas verehrt, die vollkommene Erleuchtung erlangt haben. Alle Buddhas tragen Tara als Juwel in ihrer Krone. Sie besitzt die Fähigkeit, Leben zu verlängern und Gift zu neutralisieren. Tara kann uns darin unterstützen, unser Ziel im Auge zu behalten, und mit ihrer Hilfe können wir Schwierigkeiten überwinden, die sich uns in den Weg stellen.
Erscheinung: Goldene Tara
5. Wir verehren dich, oh Tara, die den Klang HUM verkündet
Gelobt sei Tara, deren Füße die sieben Welten berühren und die aus den Silben TUTTARE und HUM die Bereiche des Verlangens, der Himmelsrichtungen, der Form und des Raums erfüllt. Wie keine andere ist diese Göttin in der Lage, alle Wesen an sich heranzuziehen.
Aufgabe: In ihrem Herzen trägt Tara die Silbe HUM, und um diese herum ein Mantra, TUTTARE. Diese beiden Mantren erkennen die erwachten Aspekte in einem Wesen. Im Buddhismus geht man von sieben Welten aus, die für Wiedergeburt und Karma stehen. Tara hilft uns auch hier, die wichtigen Unterscheidungen im Geist zu treffen, die wir brauchen, um uns vom Ego zu befreien. Tara erkennt den Wunsch unseres Egos, sich mit anderen zu verbinden. Dieser Wunsch hält uns jedoch im Bereich der Wiedergeburten gefangen. Tara hilft uns, unsere Sehnsucht zu lindern und zurück auf den richtigen Weg zu finden.
Erscheinung: Goldene Tara
6. Wir verehren dich, oh Tara, die die drei Welten besiegt hat
Gelobt sei Tara, der auch Indra huldigt, sowie Agni, Brahma, Vayu und Ishvara. Ja, auch die Geister der Unterwelt singen ihren Lobgesang und verneigen sich vor ihr.
Aufgabe: Diese Tara ist so frei von allen Anhaftungen und Ablenkungen, dass sie in der Lage ist, sich von sämtlichen Schleiern der Unwissenheit zu befreien. Diese Fähigkeit führt dazu, dass selbst Dämonen und Hexen ihr Respekt zollen und sie als letztendliche Befreierin betrachten. Früher oder später müssen wir alle den Weg des Mitgefühls und der Weisheit gehen. Darum verbinde dich jetzt schon mit Tara. Durch die Verbindung mit ihr bleibst du leichter auf deinem Weg.
Erscheinung: Rote Tara
7. Wir verehren dich, oh Tara, die schwarze Magie vernichtet
Gelobt sei Tara, die mit ihren Schreien von TRÄT und PHÄT die schwarzmagischen Instrumente ihrer Gegner vernichtet. Tara, die unerschütterliche Herrscherin, das rechte Bein angezogen und das linke ausgestreckt aufstampfend, wild lodernd in einer Feuerbrunst.
Aufgabe: Diese Tara besitzt die Fähigkeit, Powa zu übertragen. Damit ist jenes Bewusstsein gemeint, das Menschen zum Zeitpunkt des Todes entwickeln können, um in das reine Land Akanishtha zu gehen. Tara ist bereit, Gegner zu vernichten und Widerstände aufzulösen. Indem sie die Silben TRÄT und PHÄT weise und mitfühlend ausspricht, kann sie die negativen Gedanken anderer Menschen besänftigen. In dem Moment, in dem wir das Gefühl haben, dass uns jemand in Gedanken oder durch Taten schaden will, brauchen wir nur diese Tara anzurufen, und sie wird uns schützend zur Seite stehen. Tara kann uns aber auch lehren, unseren eigenen destruktiven Geist in die Schranken zu weisen, um dann wieder voller Liebe und Mitgefühl den Weg des Erwachens zu gehen.
Erscheinung: Schwarze oder dunkelrote Tara
8. Wir verehren dich, oh Tara, die alle Feinde ausnahmslos auslöschen kann
Gelobt sei Tara, die mit dem Schreien von TURE die großen Ängste und Dämonen zerstört. Der Ausdruck in ihrem Lotosgesicht ist so voller Zorn, dass sie alle Feinde vernichten kann.
Aufgabe: Diese Tara ist anhand ihrer übermenschlichen Kräfte in der Lage, alle Dämonen oder negativen Kräfte zu vernichten. Deshalb trägt diese Herrscherin den Namen „Tara, die alle Maras zerschmettert und höchste Kräfte verleiht“. Indem diese Tara mit einer furchteinflößenden Zornesfalte die Silbe TURE rezitiert, beseitigt sie alle sichtbaren inneren und äußeren Hindernisse. Sie ist diejenige, die uns die Stärke schenkt, die wir in schwierigen Zeiten brauchen. Wenn du von Zweifeln erfüllt bist, bringt Tara dich wieder in Kontakt mit deiner eigenen, dir innewohnenden Kraft. Mit ihrer Unterstützung bist du in der Lage, dich von deinen Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen zu distanzieren und zu erkennen, dass du das alles nicht bist. Tara hilft dir, zu erkennen, dass du viel mehr bist, nämlich klares, reines Bewusstsein.
Erscheinung: Dunkelrote, goldene Tara
9. Wir verehren dich, oh Tara, die Einweihungen in die drei Juwelen gewährt
Gelobt sei Tara, die drei Finger vor ihrem Herzen zur Mudra der drei Juwelen formiert. Ihre Hände sind mit Rädern verzieht, die mit der Strahlkraft ihres Lichtes in alle Richtungen des Universums strahlen.
Aufgabe: Diese Tara ist in der Lage, dich in die Grundlagen des Buddhismus, in die drei kostbaren Juwelen, einzuweihen: Buddha, die buddhistische Lehre (Dharma) und die buddhistische Gemeinschaft (Sangha). Zu ihnen nehmen wir Zuflucht, wenn wir aus ganzem Herzen den Weg der inneren Befreiung gehen wollen. Tara fordert uns auf, uns diesen drei Aspekten hinzugeben, weil wir dann das Leben mit all seinen Facetten in der Tiefe erfassen werden und in Demut und Dankbarkeit die Schönheit des Lebens und unser Dasein als Mensch erkennen. Denn nur wir Menschen sind in der Lage, unser Bewusstsein zu wandeln und vollkommene Befreiung zu erfahren.
Erscheinung: Weiße Tara
10. Wir verehren dich, oh Tara, die Freunde bringt und Sorgen zerstreut
Gelobt sei Tara, freudig und strahlend, deren Krone einen Lichterkranz aussendet. Du, die du durch dein TUTTARE-Gelächter die Dämonen und Herren der Welt besiegst.
Aufgabe: Diese Tara kennt die Wünsche ihrer Anhänger und schickt ihnen das Licht der Unterscheidung. Durch die Unterscheidungsfähigkeit wird es ihr möglich, zu erkennen, wer ein richtiger und wer ein falscher Lehrer ist. Mit ihrem Lachen kontrolliert sie die Dämonen und die großen Götter der Welt und bringt sie dazu, ihr zu dienen. Tara lädt uns mit ihrem Lachen ein, die Sorgen hinter uns zu lassen und uns für die Leichtigkeit des Lebens zu öffnen.
Erscheinung: Rote Tara
Hier geht es zu Teil 2 – Lobpreisungen an Tara.
Zum Weiterlesen: Thubten Chodron: Tara die Befreierin. Hommage für eine Erwachte, Diamant Verlag München, 299 Seiten, 18 Euro