Das kelto-germanische Rad der Zeit, Teil 5
Brunnenfest und Sonnwendfeuer – Rituale um die Sommersonnwend, Litha …
Die Suche nach den animistischen Wurzeln der Jahresfeste unserer kelto-germanischen Vorfahren führt uns direkt zum Mythos, der in jeder Kultur die Basis der Kosmologie mit all ihren Zyklen und Ereignissen bildet. Die Feste markieren die wichtigsten Punkte im Sonnen- und Mondjahr. Das Sonnenjahr besteht aus zwölf Monaten, das Mondjahr aus dreizehn. Die Sonnenfeste haben ein fixes Datum, die Mondfeste richten sich meist nach dem ersten Vollmond im jeweiligen Monat.
Juni1, Brachmond2, Rosenmond3, altgerm. Freyamanoth, schwed. Midsommar
Aus Feuer (rot) und Wasser (blau) entspringt Leben. Da in der Mythologie die Welt aus dem Eis von Niflheim (Nebelheim) und dem Feuer von Muspellsheim (Feuerheim) entstanden ist4, sind diese beiden Elemente essenzielle Bestandteile jeder kultischen Handlung unserer Vorfahren. Sie vermögen sowohl zu erschaffen als auch zu zerstören.
Sie sind wie Shiva und Shakti, Ida und Pingala, Yin und Yang Urbilder für das Weibliche und Männliche, das Werden und Vergehen, das Ein- und Ausatmen, aber auch für den weiterführenden Prozess von Tod und Wiedergeburt.
Holdatag – 50 Tage nach Ostara
Die Blitze Thors haben Holda befruchtet, und der damit einhergehende Regen bringt das mystische Grün wieder hervor und speist die unterirdischen Wasserreservoirs, die nun, den Sommer über, auch bei großer Hitze und Trockenheit die Pflanzen, Tiere und Menschen am Leben erhalten. Das Aufstampfen eines Menschen oder der Huftritt eines Pferdes öffnet die Erde, und die Quellen sprudeln hervor.
Zu Ehren der Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Holda, Holle oder Hel wird ein Brunnen- oder Quellfest gefeiert, bei dem der Brunnenstock (Linga) mit Efeu und Moos geschmückt und der Brunnenmund (Yoni) mit einem Besen gereinigt wird. Alle Lebewesen werden mit dem heiligen Wasser besprengt und damit fruchtbar gemacht. Die heidnischen Rituale konnten trotz jahrhundertelanger Unterdrückung nicht durch das christliche Pfingstfest ersetzt werden.
Midsumarblót, Sommersonnwendopfer – in der Nacht vom 20. auf den 21. Juni
Der Mythos erzählt uns von der Herrschaft des Götterpaares Balder und Nanna5. Die mütterliche Göttin ist mit dem Lichtkind schwanger, dass sie zur Wintersonnenwende gebären wird. Wie in der Mitte der dunklen Jahreszeit steht auch um die Sommersonnwend das Rad der Zeit für zwölf Tage und dreizehn Nächte scheinbar still, und die Sonne bewegt sich nicht von […]