Sich mit alten Verletzungen auseinanderzusetzen und sie dann loszulassen, kann zunächst sehr schmerzhaft sein. Später aber offenbart dieser Schritt eine neue Sichtweise auf dein Leben. Die folgende Meditation kann dir helfen, alte Verletzungen loszulassen.
Such dir für diese Meditation einen Ort, an dem du nicht gestört wirst.
Achte darauf, dass der Raum schön warm ist, es gut riecht.
Überleg dir, ob du diese Reise im Liegen oder lieber im Sitzen machen möchtest. Such dir eine Lage aus, in der du dich gut entspannen kannst und wohl fühlst.
Schließ dann die Augen und komm als erstes in dieser Haltung an.
Mach es dir bequem.
Mach dir bewusst, dass es nicht darum geht, etwas zu leisten oder etwas besonders gut zu machen.
Sei einfach neugierig und offen.
Richte dann die ganze Aufmerksamkeit auf deinen Atem.
Nimm deinen Atem wahr, ohne einzugreifen.
Nimm wahr, wo dein Atem in den Körper einströmt.
Gibt es Blockaden? Engpässe? Ist da Weite oder Enge?
Nimm alles einfach wahr.
Achte darauf, was angenehm und was unangenehm ist.
Achte darauf, ob du eher müde oder wach bist.
Ist da ein Gefühl von Neugierde? Skepsis? Angst?
Geht es in deinem Geist eher turbulent oder ruhig zu?
Versuch alles wahrzunehmen, ohne es zu bewerten.
Beobachte den Zustand deines Herzens. Fühlt es sich verkrampft an?
Empfindest du es als sanft und als offen?
Oder irgendwie dazwischen?
Ist es müde? Ist es heiter?
Achte darauf und nimm wahr, was ist.
Stell dir dann vor, dass du auf magische Weise zu einem Tempel oder Kraftort des Heilens gebracht wirst, wo die Atmosphäre voller Klarheit und Liebe ist.
Nimm dir die Zeit, um diesen Ort zu spüren und ihn bildhaft zu gestalten – in einer Weise, die dir guttut.
Sei dir gewahr, wie du hier sitzt, ganz ruhig in achtsamer Meditation.
Wenn du nun bei diesem Tempel, bei diesem Ort großer Klarheit und Weisheit bist, betrachte deinen yogischen Weg in seinem ganzen Umfang.
Mach dir bewusst, was dich auf den Weg gebracht hat.
Waren es körperliche Beschwerden?
Eine Sinnkrise?
Eine psychische Belastung?
Denk an Verletzungen, die durch Yoga geheilt werden wollen.
Atme ganz sanft und erspüre freundlich alles, was aufsteigt.
Nun tritt ein weises Wesen aus diesem Tempel und kommt auf dich zu.
Eine Vorstellung oder ein Bild gestaltet sich, wer oder was dieses Wesen ist.
Es verbeugt sich leicht, nähert sich dir und lädt dich ein, ihm oder ihr in den Tempel zu folgen.
Dort ist ein Platz an dem du dich hinlegen kannst. Eine Liege, ein Bett oder ein großes Fell.
Vielleicht möchtest du dich aber lieber setzen.
Lass dir Zeit, hier an diesem Platz anzukommen.
Wenn du angekommen bist, setzt sich der oder die Weise achtsam neben dich und legt eine Hand sanft auf die Stelle deines Körpers, an der eine Verletzung liegt.
Lerne nun von diesem Wesen die heilende Berührung.
Falls du diese Berührung nicht spüren kannst, leg dir deine eigene Hand an die Stelle deines Kummers, so als seiest du selbst dieses wunderbare Wesen.
Denk daran, dass du dich deinem Schmerz letztlich öffnen kannst, egal wie oft du ihn auch schon vergraben oder gegen ihn angekämpft hast und deinen Hass gegen ihn gerichtet haben magst.
Lass deine eigene Aufmerksamkeit wie die Hand dieses weisen Wesens werden.
Berühre die Stelle des Schmerzes mit Sanftheit und Zärtlichkeit und nimm dabei wahr, was da ist.
Ist sie warm oder kalt?
Ist sie hart und angespannt oder weich?
Fühlst du Bewegung, Vibrieren oder ist es ruhig?
Lass deine Wahrnehmung so sein wie die liebevolle Berührung des Buddha, der Göttin des Mitgefühls, der Jungfrau Maria oder des Jesu von Nazareth.
Welche Temperatur und Beschaffenheit hat der Kummer?
Welche Gefühle steigen dazu auf?
Nimm all deine Gefühle mit einem liebevollen und empfänglichen Herzen wahr.
Berühre sie mit reiner Zärtlichkeit, so als wärst du selbst die Göttin des Mitgefühls.
Öffne dich dem Schmerz.
Such den innersten Kern dieses Kummers, der so lange Zeit in dir verborgen lag.
Lass die Erkenntnis zu, auch wenn du dich ihm verschlossen, ihn unterdrückt oder zurückgewiesen hast, ihn nicht fühlen oder nicht loslassen wolltest.
Sitz einfach friedlich da und öffne diesem Schmerz endlich dein Herz.
So lange, bis du das Gefühl hast, das hier Heilung geschehen ist.
Bleibe in diesem Tempel so lange du willst, und ruhe dich darin aus.
Wenn du bereit bist, ihn zu verlassen, dann stell dir vor,
dass du dich voller Dankbarkeit vor dem oder der Weisen verneigst und ihn oder sie vielleicht sogar umarmst.
Denk beim Verlassen des Tempels daran, dass du ihn in dir trägst.
Du kannst jederzeit dorthin zurückkehren.
Und nun werde dir langsam wieder deiner Umgebung bewusst.
Nimm den Boden unter dir wahr und den Raum, in dem du sitzt.
Atme noch ein paar Mal tief ein und aus und öffne dann langsam die Augen.
Dehne und streck dich noch einmal.
Vielleicht reicht es, diese Meditation einmal zu machen. Du kannst sie aber auch gerne häufiger machen. Namasté!