Der Beckenboden erfüllt komplexe Funktionen. Eine sinnvolle Beckenbodenaktivierung kann für die Asana-Praxis sehr bereichernd sein und Verletzungsrisiken senken
Den Beckenboden anspannen und loslassen – wie jeden anderen Muskel im Körper? Auch unter Yogi(ni)s entzieht sich der Beckenboden häufig der Körperwahrnehmung. Dabei ist seine Funktion sehr komplex. Er ist nicht nur unsere zentrierte Mitte, die uns im Alltag wie im Yoga Stabilität und eine feste Basis gibt, sondern er verleiht dem ganzen Körper durch seine Einbindung in die intermuskuläre Koordination von Haltung und Bewegung sowie in die Atmung eine feste Muskelspannung, eine aufrechte Körperhaltung und ein gelöstes, unverkrampftes Auftreten. Er schließt unseren Körper mit seinen Muskel-, Faszien- und Bindegewebsstrukturen nach unten bzw. außen ab. Die Bedeutung für die Kontinenz und die Sicherung der Lage der Beckenorgane ist wohl jedem bekannt. Darüber hinaus sorgt ein kraftvoller Beckenboden auch für unsere psychische Mitte und vermittelt uns seelische Stabilität und Selbstbewusstsein.
Die drei Schichten des Beckenbodens
Die drei Beckenbodenschichten bestehen aus quer und längs verlaufenden Muskelfasern, die durch Faszien und Bindegewebe miteinander verbunden sind. Sie beinhalten überwiegend Muskelfasern, die durch ihr langsames Kontrahieren nahezu unermüdlich arbeiten können. Diese so genannten „Slow-twitch-Fasern“ sichern daher u.a. die Haltefunktion des Beckenbodens. Für seine reaktive Anspannung, z.B. beim Husten oder Niesen, sind die „Fast-twitch-Fasern“ zuständig, die sehr schnell, aber nicht ausdauernd kontrahieren.
1) Die unterste (äußere) Schicht ist eine Schließmuskelschicht, die sich in Achterschlingen um die Ausgänge der Harnröhre, des Anus und der Vagina legt. Sie sorgt für den Verschluss der Harnröhre und des Anus und verengt die Vagina. (Abb. I)
Abb.I: Die unterste Schicht ist die Schließmuskelschicht. Sie besteht aus den Muskeln M. sphincter ani externus (1), M. sphincter urethrae externus (2), M. bulbospongiosus (3) und M. ischiocavernosus (4).
2) Die oberste (innere) Schicht gleicht vom Aussehen her einem Fächer und ist kräftemäßig der stärkste Anteil. Sie hat einen konstanten Ruhetonus, trägt die Beckenorgane und sichert so deren Lage. Darüber hinaus ist sie wichtig […]