Warum ein liebevoller und achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper viel wichtiger ist als ambitioniertes Streben nach perfekt ausgeführten Asanas, und weshalb liebevolle Güte dem Körper gegenüber auch emotionale Heilung bringt
Meine Freundin Milena Moser sagte einmal über meine Yogastunden, dass sie wie ein warmer Regen von „liebevoller Güte“– oder auf Englisch loving kindness – sind, den ich auf meine Schüler niederprasseln lasse, bis er jede Zelle ihres Körpers durchdringt.
Genau das ist „Metta in Motion“. Es ist nicht genug, mit Ahimsa (Gewaltlosigkeit) zu üben. Als Schüler müssen wir lernen, unsere besten Absichten – und das beinhaltet auch einen liebevollen Umgang mit unserem Körper – zu verwirklichen. Yoga ist wie geschaffen dafür, dass unsere besten Ideen und Erwartungen nicht nur Theorie bleiben, sondern dass wir sie in die Praxis und im Alltag umsetzen. Ich gehörte einmal einer Yogarichtung an, in der Ahimsa eine sehr große Rolle spielt. Trotz dieser Tatsache habe ich mich genau dort am schlimmsten verletzt, weil die Yogahaltungen ohne Rücksicht auf Verluste geübt wurden. Mir wurde routinemäßig „geholfen“, viel tiefer in die Haltung hineinzukommen, als es für meinen Körper gut war.
Wie können wir nun Metta, insbesondere das Wohlwollen gegenüber dem Körper, auch wirklich in unserer täglichen Yogaroutine anwenden? In einem Wort: Langsam. Indem wir langsam und mit Achtsamkeit praktizieren, bemerken wir, wo wir einerseits zu ehrgeizig sind oder andererseits abgelenkt und nicht voll dabei sind.
Nachdem ich mich im Streben nach einem Ideal gehörig verletzt hatte, musste ich Metta über viele Jahre hinweg üben, bis sich meine ehrgeizigen und hochgesteckten Erwartungen mir selbst gegenüber änderten. Als ich angefangen habe, Yoga zu praktizieren, gab es immer wieder Schüler, die vielleicht aus der Gymnastik, aus dem Kunstturnen oder (wie ich) aus dem Tanz kamen und denen die Ausführung von fortgeschrittenen Haltungen besonders leicht fiel. Sie wurden dann als Vorbilder hingestellt, um allen anderen Schülern „Dampf zu machen“. Natürlich funktionierte das perfekt, und es wurde unbarmherzig an unseren Körpern gezogen und gedrückt, es wurde geröchelt und geschwitzt, um die ideale Haltung zu erreichen. Dies ist das sprichwörtliche one size fits all, nur dass das eben im Yoga überhaupt nicht funktioniert. Jeder Körper ist anders und einzigartig, und die Asanas müssen dem individuellen Körper angepasst werden, nicht umgekehrt. Durch Metta wird das […]