Vor zwei Tagen habe ich in meinem Meditationskurs eine Meditation angeleitet, in der es darum geht, bei sich selbst anzukommen und mit sich selbst Freundschaft zu schließen. Als wir die Meditation beendet hatten und wir uns darüber austauschten, meldete sich eine Teilnehmerin und sagte: „Ich weiß gar nicht, ob ich tatsächlich Freundschaft mit mir schließen möchte!“ Ich war berührt über diese ehrliche Aussage und gleichzeitig sehr dankbar darüber, dass diese Frau den Mut hatte, bewusst auszusprechen, was wir oftmals unbewusst mit uns austragen.
Ich glaube, dass diese Frage zentral und wohl eine der wichtigsten Fragen in unserem Leben ist: Wollen wir wirklich mit uns selbst Freundschaft schließen? Sind wir tatsächlich bereit, uns selbst die Zeit zu schenken, die wir normalerweise anderen zur Verfügung stellen? Sind wir in der Lage, uns im gleichen Maße für uns selbst aufzuopfern, so wie wir es gerne und häufig für unsere Freunde tun?
Wie geht es dir, wenn du diese Zeilen liest? Hast du dich selbst schon einmal gefragt, ob du deine beste Freundin oder dein engster Freund werden willst? Nimm diese Frage mit in den Tag. Nimm sie mit durch die Nacht. Meditiere mit ihr und kontempliere sie!
Eine ehrliche Antwort auf diese Frage wird deinen weiteren Lebensweg maßgeblich bestimmen – und vielleicht ist dieser Moment ja der Beginn einer bewusst gewählten Freundschaft, die nie mehr enden wird!
Anleitung zur Meditation – Freundschaft schließen mit dir selbst
- Komme in eine aufrechte und würdevolle Sitzhaltung.
- Lass dich nieder und erlaube dir, achtsam zu sein und mehr und mehr bei dir selbst anzukommen.
- Gönnen dir jetzt die Zeit, dich selbst achtsam wahrzunehmen.
- Konzentriere dich auf deinen Atem und nimm ihn wahr.
- Weite dann dein Gewahrsein aus auf deinen ganzen Körper.
- Verweile hier.
- Weite dein Gewahrsein noch weiter aus, auf dein ganzes Sein.
- Nimm alle Impulse wahr, die auftauchen, wenn du beginnst, dich unwohl zu fühlen.
- Nimm mit Achtsamkeit wahr, was geschieht, während es geschieht.
- Nimm deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wahr.
- Nimm die positiven Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen genauso wahr wie auftauchende Rastlosigkeit, innere Unruhe, Gereiztheit, Angst oder Eifersucht.
- Schließe Freundschaft mit diesen Emotionen, nimm das Auftauchen als Einladung an und lass dich mit Achtsamkeit und Sanftheit darin nieder.
- Nimm alles wahr, was ist. Nimm die Emotionen in deinem Körper wahr. Was kannst du spüren? Wie fühlt es sich an?
- Heiße alle Gefühle willkommen. Alles kann geschehen, alles ist willkommen.
- Nimm mit liebevoller Freundlichkeit die Impulse wahr, die daraus entstehen, das Davon-laufen-wollen, das Nicht-spüren-wollen oder aber auch das In-dir-ruhen-wollen oder das In-dir-entspannen-können.
- Öffne dein Herz und lass alles so sein, wie es ist.
- Sitze ruhig.
- Beobachte das Kommen und Gehen von allem, was ist.
- Halte dich zurück und lass alles sein.
- Halte inne.
- Nimm dich wahr, ohne davonzulaufen oder zu reagieren. Lass dich mit Freundlichkeit ein und lass dich nieder.
- In diesem Moment, in deinem Leben, in allem was ist, für diesen Moment.
- Jetzt in diesem Moment!
- Mach dir bewusst, dass es in diesem Moment nichts zu tun gibt, außer achtsam wahrzunehmen, Freundschaft zu schließen mit dir selbst. Mit allen Facetten. Mit allen Gefühlen. Mit allen Gedanken. Mit allen Körperempfindungen. Mit deinem ganzen Sein.
- Lass den inneren Raum offen. Ohne zu reagieren und den Moment mit rastlosen Bewegungen zu füllen, ohne davonzulaufen. Ohne dich in Geschichten zu verlieren.
- Bleibe, halte inne und schließe Freundschaft mit dem, was ist.
- Bleibe, halte inne und schließe Freundschaft mit dir selbst.
- Lass dich nieder.