Reinigung für Körper, Geist und Seele.
In den ersten drei Teilen dieser Artikelserie haben wir uns mit drei Gruppen von Methoden beschäftigt, die den physischen Körper, Annamaya-Kosha, von Stoffwechsel- und Umweltgiften reinigen und die drei Doshas ausbalancieren. Der Weise Gheranda empfiehlt seinem Schüler, dem König Chandakapali, erst dann, wenn der physische Körper gereinigt ist, mit den weiteren Shatkarma-Übungen zu beginnen. Diese sind Nauli, Trataka und Kapalabhati. Diese Verfahren generieren die Energie, die es für die weiterführenden Praktiken des Yoga und für die Meditation braucht. Sie wirken natürlich auch reinigend auf unseren physischen Körper, doch ebenso kraftvoll auf Pranamaya-Kosha, unseren Energie-Körper, und auf die weiteren drei Koshas (= Hüllen, die unsere Essenz umgeben).
Lauliki / Nauli – die „Krone des Hatha-Yoga“ – schenkt Wonne und entfacht unser Feuer
Diese Übung, die die Bauchorgane massiert und das Verdauungsfeuer aktiviert, zerstört, so der Weise Gheranda, alle Krankheiten (Gheranda-Samhita, Vers 52). Dieser Ansicht ist auch der Yogi Svatmarama und bezeichnet Nauli in der Hatha-Yoga-Pradipika gar als wichtigste Übung (Vers 34). Bei Gheranda heißt das Rotieren des geraden Bauchmuskels (Musculus rectus abdominis) Lauliki, was sich von Lola (= Rollen, Erregen) herleitet, während Nauli von Nala (= Nabelstrang = M. rectus abdominis) kommt. Bevor du mit dieser etwas fortgeschrittenen Praxis beginnst, solltest du Agnisara-Kriya und Uddiyana-Bandha beherrschen. Agnisara bedeutet „Essenz des Feuers“. Das Üben von Agnisara-Kriya hat ähnlich kraftvolle Auswirkungen wie die vollständige Durchführung von Lauliki, und es gelten dieselben unten beschriebenen Kontraindikationen.
Für die Durchführung von Agnisara-Kriya steh aufrecht, die Füße etwas mehr als hüftbreit auseinander. Atme tief durch den Mund aus und nimm Utkatasana ein: Die Knie sind leicht gebeugt, die Hände auf den Oberschenkeln. Die Finger zeigen nach innen oder nach außen, die Arme sind gestreckt. Zieh das Kinn leicht in Richtung Brustbein. Streck leicht die Zunge heraus und atme dynamisch durch den Mund ein und aus – ungefähr so, wie ein Hund hechelt. Lass den Bauch dabei ganz los, so dass er sich im Fluss mit deiner Atembewegung bewegen kann: Mit der Ausatmung bewegt sich der Nabel in Richtung Wirbelsäule, und die Muskeln spannen sich an; mit der Einatmung löst sich die Kontraktion, und der Bauch wird ganz weit und ganz weich. Atme in dieser Weise zirka fünfundzwanzig Mal und richte dich dann einatmend […]