„Yoga ist 99% Praxis und 1% Theorie“, davon war nicht nur der bedeutende Yogalehrer Pattabhi Jois überzeugt. Um das Bewusstsein zu erweitern und unsere spirituelle Entwicklung zu beflügeln, gibt uns der Yoga transformierende Übungen an die Hand. Doch die persönliche Yogapraxis als festen Bestandteil des Alltags zu etablieren kann, gerade zu Beginn, eine echte Herausforderung sein.
Etwas gleich vorweg: Selbst wenn dir deine spirituelle Reise manchmal holprig erscheint, sei dir Gewiss: Du bist schon mitten auf deinem Weg! Hast du das Gefühl, du müsstest „mehr tun“, um spirituell zu reifen? Dann hinterfrage als Grundlage heilsamer Prozesse zunächst deine Erwartungshaltung bezüglich deiner Yogapraxis. Um in den Fluss des Lebens zu kommen, darfst du loslassen von Konzepten wie „ich sollte“ oder „ich muss“.
Es ist wichtig, eine persönliche Yogapraxis zu entwickeln, die deinem individuellen Typ entspricht und für deine persönlichen Lebensumstände passt. Denn du bist absolut einzigartig! Sich mit anderen Menschen zu vergleichen hat noch nie wirklich viel gebracht – außer Frust oder ein aufpoliertes Ego. Mit deiner Einzigartigkeit vor Augen können die folgenden 7 Tipps dir eine Hilfe sein, deine persönliche Yogapraxis zu etablieren:
1. Tu was du liebst
Das Yoga-System bietet uns ein wunderbar vielfältiges Spektrum an Übungen, um uns mit uns selbst zu verbinden und letztlich die Einheit hinter allem Sein zu erfahren. Asanas, Pranayama, Meditation, Mantras singen, Yoga-Nidra, Mudras, inspirierende Texte lesen… tu das, was du liebst! Manche Menschen finden Ruhe durch eine intensive Asanapraxis. Anderen geht das Herz auf, wenn sie vedische Mantras chanten und ihre Gesänge einer Gottheit widmen. Ich persönlich komme ganz in den Moment, wenn ich spirituelle Texte lese. Meine Mutter hingegen findet Ausgleich, indem sie in ihrer Mittagspause Yoga-Nidra praktiziert, angeleitet von einer CD. All das ist Yoga! Folge nicht einem vorgefertigten Muster. Experimentiere ein wenig und tu das, was dir Freude macht.
2. Nimm dir Zeit für deine Yogapraxis
Ja, viele von uns haben einen stressigen, durchgetakteten Alltag; da erscheint es auf den ersten Blick schwierig, 15, 30 oder 90 Minuten freizuschaufeln, um Yoga zu praktizieren. Oft höre ich Leute sagen: „Ich hab einfach keine Zeit für Yoga.“ Meine Gegenfrage hierauf lautet: „Hast du wirklich keine Zeit, du selbst zu sein?“ Ein Schmunzeln ist oft die Reaktion. Egal, zu welcher Tageszeit: bevor du morgens das Haus verlässt, in der Mittagspause, am Abend, bevor du ins Bett gehst: NIMM dir Zeit, du selbst zu sein. Sicher kannst du an einer anderen Stelle Abstriche machen – wenn du Yoga als Priorität erachtest.
3. Schaff Raum für deine Yogapraxis
Schaff dir einen physischen Raum, der allein deiner Yogapraxis gewidmet ist. Vielleicht magst du in einer Ecke deiner Wohnung einen kleinen Altar bauen, mit einem Bild oder einen kleinen Statur einer indischen Gottheit sowie Kerzen, Räucherstäbchen und frischen Blumen. Hiervor Platz zu nehmen zum Meditieren oder um Mantras zu singen, kann ein freudiges Morgenritual werden. Oder lass deine Yogamatte immer an der gleichen Stelle in der Wohnung liegen. So wirst du nicht nur an deine Yogapraxis erinnert, immer wenn du sie siehst, sondern machst symbolisch Platz für den Yoga in deinem Leben.
4. Geh auf deine Bedürfnisse ein
Wir Menschen sind Teil eines kosmischen Ganzen und somit auch von den Veränderungen um uns herum beeinflusst. Das sind z.B. die Tages- und Jahreszeiten, der Mondzyklus oder auch einfach das Wetter. Im Sommer, wenn es draußen lange hell und warm ist, sind andere Übungen förderlich als im Winter, wenn es dunkel und kalt ist. Auch deine persönlichen Lebensumstände wandeln sich. Wenn du in einer sehr hektischen Phase im Beruf steckst oder krank bist, brauchst du etwas anderes, als wenn du gerade gesund und entspannt bist. Hör auf deinen Körper und pass deine Praxis den Umständen an.
5. Überfordere dich nicht
Der Klassiker, wenn es darum geht, Ziele und Vorsätze wieder zu verwerfen: zu hohe Erwartungen an uns selbst stecken. Veränderung braucht Zeit. Mute dir nicht zuviel zu, sondern setz dir Ziele, die du realistisch betrachtet auch umsetzen kannst.
6. Schließ dich mit anderen zusammen
Die Yogis kennen den Wert der Sangha, der spirituellen Gemeinschaft. Zusammen geht vieles einfacher! Bist du noch am Beginn des Yoga-Weges, dann suche dir z.B. einen festen Yogakurs, den du jede Woche am gleichen Tag besuchst. Hier findest du Gleichgesinnte, mit denen du dich über deine Erfahrungen austauschen kannst. Du liebst das Yoga-Sutra oder die Bhagavad-Gita? Wie wäre es, wenn du einen Lesezirkel ins Leben rufst, in dem du jede Woche oder einmal im Monat ein Kapitel deines liebsten Textes mit anderen diskutierst? In vielen Städten gibt es sonntags übrigens einen kostenlosen Satsang in Yogastudios, wo sich zahlreiche Yogis versammeln. Schließ dich mit anderen zusammen; deine spirituelle Gemeinschaft motiviert dich und kann dich stützen, wenn du Hilfe brauchst.
7. Bring Yoga in den Moment
Das Schlüsselwort des Yoga lautet Achtsamkeit. Achtsamkeit macht Asanas zu mehr als körperlichen Übungen, sie macht dich empfänglich für die subtileren Aspekte deines Seins. Achtsamkeit macht das Lesen von Texten zur Kontemplation und zu mehr als bloßer Informationsaufnahme. Achtsamkeit macht deinen Weg zur U-Bahn zu einem meditativen Spaziergang und so zu mehr als einem Überwinden von Kilometern, um ein Ziel zu erreichen. Schon einige achtsame Momente am Morgen, wenn du deinen Tee oder Kaffee trinkst, können dein Leben transformieren. Bring Yoga in den Moment. Oder noch besser: mach jeden Moment zu Yoga!
Schrittweise wird es dir gelingen, den Yoga mehr und mehr in deinem Leben zu integrieren. Im Verlauf deiner Reise wirst du Yoga nicht mehr als etwas betrachten, was du tust, sondern als etwas, das du bist: du bist eins mit allem, was dich umgibt, du bist reines Bewusstsein, das bist das ganze Universum.