Loslassen ist ein Thema, das auch gerade in spirituellen Kreisen immer aktuell ist. “Loslassen” als Übung. “Loslassen” vielleicht sogar als spirituelles Pflichtprogramm: “Ich muss loslassen”, “du musst loslassen,“ “sie kann nicht loslassen” wird zum Indiz, dass “sie” nicht bewusst genug, entwickelt genug ist. Eine Idee von Mangel oder “Reparaturbedarf” wird erzeugt.
Wie bei vielen Dingen, neigen wir eventuell auch hier dazu, uns und anderen Druck zu machen. Es entsteht Zugzwang: “Wenn ich nicht loslasse, werde ich nicht frei, nicht heil, nicht erleuchtet. ” Warum kann ich (es) nicht loslassen? Wie finde ich nur heraus, was ich am besten loslassen soll? Wir bilden ein gedankliches – sprich künstliches – Konstrukt drumherum und erschaffen eine Geschichte, ein Problem, wo eigentlich alles ganz natürlich fließen könnte, wenn wir es einfach zulassen würden.
Wie so oft rate ich zum Blick in die Natur: Sie lehrt uns kontinuierliches Empfangen und Loslassen. Es ist organisch. Einatmen. Ausatmen. Sterben und Werden. Im Grunde völlig undramatisch. Meinem Gefühl nach geht es auch bei uns Menschen weniger um den Willensakt des Loslassens (obwohl hier Rituale sehr wirksam sind), sondern mehr darum, uns der Energie des kontinuierlichen Loslassens zu öffnen. Diese Energie zu verinnerlichen. Und gleichzeitig entsteht dann wie von selbst Raum für Neues, Frisches, Vitales.
Es ist wie beim Atmen: Verbrauchte Atemluft wird losgelassen. Frische Atemluft wird eingeatmet. Es ist wie das Pulsieren des Herzschlags: Auf Anspannung folgt Entspannung. Zusammenziehen. Ausdehnen.
Festhalten. Lockerlassen.
Eins bedingt das Andere.
Kein Zustand ist besser als der Andere.
Es ist genau die Wechselwirkung, die Lebendigkeit und Lebenskraft schenkt.
Das Leben macht uns das Angebot, uns diesem natürlichen Rhythmus anzuvertrauen. Es uns leichter zu machen.
Du darfst dich dem Loslassen überlassen. Du darfst empfangen. Die gesamte Intelligenz und Liebe der Schöpfung steht dir uneingeschränkt zur Verfügung.