Anstelle der Meditationsreihe für Einsteiger findest du diesmal einen Beitrag zu einem besonderen Thema, das viel zu selten bewusst betrachtet wird: Würde. Anna Trökes beleuchtet, was Yoga mit Würde zu tun hat, und warum diese nicht nur auf dem Papier des Grundgesetzes so essenziell ist.
Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
Auf die Idee, mich dem Thema Würde zu widmen, brachte mich ein Buch von Gerald Hüther mit eben diesem Titel. Beim Lesen wurde mir sofort klar, dass es äußerst notwendig ist, sich mehr mit diesem Thema zu beschäftigen. Und meine Gedanken dazu möchte ich gerne mit Euch teilen.
Wie steht es aktuell um die Würde in unserer Welt?
Obwohl die unantastbare Würde des Menschen fest im Grundgesetzt verankert ist, erleben wir in unserer Gesellschaft einen extrem würdelosen Umgang mit so ziemlich allem: mit den Ressourcen dieser Erde, mit den Pflanzen, und vor allem mit den Tieren. Auffallend ist auch, in welchem Maße in den sozialen Netzwerken, aber auch im alltäglichen Umgang miteinander die Würde anderer Menschen vernachlässigt wird. Das zeigt sich zum einen darin, dass der Ton im öffentlichen Raum immer rauer (und rüpelhafter) wird und zum anderen darin, dass Mobbing, Hass-Mails und Shitstorms in den sozialen Medien fast schon normal sind.
Auch ist zu bedenken, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft sich mit Produkten nähren und kleiden, die unter entwürdigenden Verhältnissen hergestellt worden sind – ohne Rücksicht auf Verluste welcher Art auch immer, wie uns aktuelle Berichte aus der Massentierhaltung, aus den Schlachthöfen oder aus der Lederproduktion usw. zeigen.
Und bestürzend vielen Menschen ist das offenbar vollkommen egal!
Warum aber ist Würde so wichtig?
Hüther fragt sich in seinem Buch, was uns überhaupt noch Orientierung geben kann in einer Welt, in der die äußeren Ordnungsstrukturen, deren Werte unsere Gesellschaft so lange geprägt haben, mehr und mehr an Gültigkeit verlieren. Er vermutet, dass sich eine neue Ordnung nur etablieren kann, wenn es möglich wird, an die Stelle äußerer Ordnungsstrukturen einvernehmlich und verbindlich eine innere Ordnung zu setzen –
so etwas wie einen inneren Kompass, der bei allen Menschen in dieselbe Richtung weist: „dorthin, wo sie ihr Leben und ihr Zusammenleben im Bewusstsein ihrer Würde als […]