Die Tage sind endlich wieder länger, die Sonne schenkt dir viel Licht und Wärme, die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf – der Frühling ist da, und mit ihm die Zeit des Umbruchs und der Erneuerung.
Was dir jetzt guttut, ist ein Frühjahrsputz für Körper, Geist und Seele. Yoga ist dein Hilfsmittel, um dich von Altlasten zu befreien, mit neuer Energie beschwingt aufzuleben und geschmeidig den Übergang in den Frühling zu zelebrieren.
Die Zeit des Wandels
Der Frühling ist ein ganz besonderer Zeitabschnitt – die Zeit des Erwachens, der Erneuerung, des Wandels. Nach den dunklen, kahlen, trüben Wintermonaten erblüht die Pflanzenwelt in strahlenden Farben, die Luft duftet nach Gräsern, die Tiere recken den Kopf heraus aus ihren Verstecken. An den Jahreszeiten können wir eines der grundlegenden Prinzipien der Natur ablesen: Veränderung ist eine Konstante – eine Konstante, dem jedes Wesen unterworfen ist. Auch wir Menschen spüren die Veränderungen um uns herum ganz deutlich. Mehr Sonnenlicht auf der Haut bedeutet eine erhöhte Ausschüttung von Endorphinen. Die Glückshormone sorgen für mehr Vitalität und steigern unser allgemeines Wohlbefinden. Viele Menschen klagen jedoch gerade in der Übergangszeit vom Winter zum Frühling, wenn die Temperaturen langsam ansteigen und noch sehr wechselhaft sind, über die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit, die sich in Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen und Müdigkeit äußern kann.
Yoga gegen Frühjahrsmüdigkeit
Der Grund für Frühjahrsmüdigkeit liegt in der Umstellung unseres Hormonhaushaltes durch den Jahreszeitenwechsel und in einem Abfall des Blutdrucks bedingt durch die Weitstellung der Blutgefäße durch die wärmeren Außentemperaturen begründet. Wir fühlen uns schlapp. Was jetzt hilft ist allerdings nicht mehr Schlaf, sondern Bewegung!
Fließende Bewegungsabläufe wie der Sonnengruß (Surya-Namaskara) geben dir neuen Schwung und helfen dir, Abgeschlagenheit zu überwinden. Rückbeugen wie die Brücke (Sethu-Bandhasana), das Kamel (Ustrasana), die Kobra (Bhujangasana) oder das Rad (Chakrasana) wirken aktivierend auf Körper und Geist und sorgen zudem nicht nur für eine Öffnung des Brustraumes, sondern auch des Herzens. Du kommst raus aus der emotionalen Höhle deines kleinen Winterschlafes und begegnest neuen Herausforderungen mit Offenheit und Zuversicht.
Durch achtsames, tiefes Atmen nimmst du vermehrt Sauerstoff in deinen Körper auf, der dir Energie verleiht, und auch Prana, die reinste Form der Vitalität, der sich unter anderem in der Luft befindet. Atemübungen wie die volle yogische Atmung unterstützen dich dabei. Außerdem bietet dir der Yoga reinigende Atemübungen wie Kapalabhati, den Feueratem, um den Körper zu entschlacken, dich von mentalen Altlasten zu lösen und geistige Klarheit zu schaffen. Mit dem Feueratem schickst du deine Zellen einmal durch den Schleuderwaschgang! Du lässt los, was du nicht mehr brauchst. Und genau das ist es, was nötig ist, um Raum für Neues zu schaffen: Loslassen.
Loslassen, um Raum für Neues zu schaffen
Sommer, Herbst, Winter, Frühling – die Natur muss erst sterben, um wieder erwachen zu können. Im Herbst fallen alle Blätter goldgelb von den Bäumen, die im Winter kahl die Landschaft zieren, bevor sie im Frühling wieder neu aufblühen können. Genau wie beim Frühjahrsputz der Wohnung, bei dem wir erst einmal alle Schränke ausräumen, Unnützes hervorwühlen und dann aussortieren, können wir das energetische Potenzial des Frühlings nutzen, um Körper und Geist einem Reinigungsprozess zu unterziehen. Neben Asanas und Pranayama, die immer nicht nur auf den Körper, sondern ebenso auf den Geist wirken, ist die Meditation das Mittel, um dich von den Gedankenmustern zu lösen, die dich klein halten, deine Kreativität bremsen, dich einengen. Werde dir dessen bewusst, was Sufi-Meister und Poet Rumi wusste: Du bist das Universum in ekstatischer Bewegung. Nichts weniger als das!
Eine passende Meditationstechnik ist die Visualisierung eines Objektes, auf das du deine volle Aufmerksamkeit richtest. Im Sinne des Frühlings: wie wäre es mit der Sonne? Sie steht für Wärme, Licht, Leben – und ist ein Symbol für reines Bewusstsein. Nimm einen aufrechten Sitz ein, schließ deine Augen und visualisiere die Sonne am Punkt zwischen deinen Augenbrauen. Du wirst beobachten, dass immer wieder Gedanken aufblitzen. Gedanken an die Zukunft, Gedanken an die Vergangenheit. Verstrick dich nicht in ihnen, identifiziere dich nicht mit ihnen, werte sie nicht. Lass sie einfach ziehen, wie Wolken, die sich am Himmel in Wohlgefallen auflösen.
Wie oben, so unten
Wir sind ein Abbild all dessen, was wir um uns herum im „Außen“ finden. Der Mensch ist der Mikrokosmos, der sich im Makrokosmos des Universums widerspiegelt. Die Jahreszeiten machen uns den ewigen Kreislauf des Lebens bewusst, von dem wir ein Teil sind. Erwachen – Erblühen – Verfall – Sterben – und wieder neues Erwachen. Der Frühling steht vor der Tür. Lass los und erblühe!